Römer aus Theresienthal Weblog

March 10, 2011

Hans Christiansen und seine Gläser

Filed under: Vermischtes — Stephan Buse @ 16:58:41

Auch wenn manche Antiquitätenhändler das aus merkantilem Interesse nicht wahr haben wollen (und sich gegebenenfalls auf den Katalog der Ausstellung “Ein Dokument Deutscher Kunst, Darmstadt 1976 oder spätere Literatur berufen) , so lassen sich in den Preislisten Theresienthal 1907 nur vier Entwürfe von “Prof. Christiansen” nachweisen.
Ob diese authentischen Christiansen-Entwürfe nun eigenständigen Charakter besitzen oder eher epigonenhafte Züge tragen, darüber mag man sich streiten, und dem persönlichen Geschmack bleibt es überlassen, ob einem diese Gläsersätze überhaupt gefallen. Meine persönlichen Favoriten sind die zwei gravierten Sätze, während mir die goldenen Rosen eher wie “Abziehbilder” vorkommen, die man nach Bedarf auch auf ganz andere Gegenstände “aufkleben” kann, was man ja auch getan hat.
Wie dem auch sei, bemerkenswerter scheint mir folgende Beobachtung zu sein:
In dem Buch Hans Christiansen, Leben und Werk eines Jugendstilkünstlers, zeigt Margret Zimmermann-Degen auf Seite 10 als Abbildung 14 den Blick auf eine kleine Gesellschaft im Speisezimmer der Christiansen-Villa. Auf dem Tisch zu sehen sind recht hohe Stengelgläser, bei denen es sich vermutlich um Sektschalen handelt, die aus keinem der bekannten Gläsersätze Christiansens stammen und auch nicht aus dem bekannten Repertoire Theresienthals.
Dass es sich in der Tat um einen Blick in das Speisezimmer Christiansens handelt, ist nachweisbar anhand einer anderen Fotografie eben diesen Raumes, ebenso ist belegbar, dass es sich um eine Fotografie aus der Zeit zwischen 1901 und allerspätestens 1911 handeln muss.
Handelt es sich bei den Gläsern nun um einen bislang unbekannten Entwurf Christiansens? Oder hat man im Hause Christiansen Gläser verwendet, die nicht von Hans Christiansen entworfen wurden? Es hat den Anschein, als könne man die Sektschalen als Gläser aus einem Satz von Joseph Maria Olbrich identifizieren, abgebildet im achten Sonderheft der Berliner Architekturwelt 1908, Seite 82. Olbrich war der Architekt des Hauses, und wenn auch Christiansen sich um die Inneneinrichtung gekümmert hat, so wäre es dennoch im Sinne der Entwerfer des Jugendstil nicht verwunderlich, dass sein Haus mit Gläsern von Olbrich ausgestattet worden wäre.
Es muss also dabei bleiben: Lediglich die vier in den Preislisten Theresienthal 1907 nachzuweisenden Gläsersätze können als Christiansen-Entwürfe betrachtet werden.

No Comments

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. TrackBack URI

Sorry, the comment form is closed at this time.

Powered by WordPress