Die Folgen der Wirtschaftskrise?
Es mehren sich die Anzeichen, dass die Wirtschaftskrise nun auch bei den Glassammlern ankommt. Was noch im vergangenen Jahr undenkbar schien, ist mir innerhalb von wenigen Tagen bei verschiedenen Auktionshäusern gelungen: der Erwerb von emaildekorierten Theresienthaler Jugendstilstengelgläsern zum vergleichsweise niedrigen Tarif. Bemerkenswert daran: zu dem schon moderat angesetzten Aufrufpreis fand sich außer mir kein weiterer Bieter ein.
So manche Händler, aber auch all die Anbieter (etwa bei Ebay), die ihre Gläser zu hohen Preisen erworben haben, können und wollen da natürlich (noch) nicht mithalten, aber es scheinen die Zeiten vorerst vorbei, in denen für Jugendstilgläser ohne weiteres Preise von 200,– Euro und mehr aufgerufen werden konnten und auch bewilligt wurden.
Ohnehin sind aus meiner Sicht die häufig sehr hohen Preise dieser Gläser oft nur der Tatsache geschuldet, dass sie für den heutigen Betrachter attraktiv aussehen und auch zu den meisten modernen Einrichtungsstilen zu passen scheinen. So sind sie nicht allein für Glassammler im engeren Sinne von Bedeutung, vielmehr ziehen sie auch das Interesse einer wohlhabenden Käuferschicht auf sich, die sich gerne mit teuren schönen alten Dingen, darunter auch das Glas des Jugendstils, umgibt. (Dass die meisten Jugendstilgläser, anders als viele Historismusrömer, kaum etwas von den Techniken des Glasmacherhandwerks zeigen, blieb und bleibt wohl auch weiterhin bei der Bewertung außen vor. )
Es hatte bei den von mir jüngst beobachteten Auktionen den Anschein, als würde diese Käuferschicht nun etwas zurückhaltender als noch vor Jahresfrist agieren. Abgesehen davon, dass sich in den letzten Jahren bereits durchaus eine etwas moderatere Bewertung der Jugendstilgläser durchzusetzen schien, trägt eine solche Zurückhaltung ebenfalls dazu bei, dass die Preise für die begehrten Stengelgläser nun erst einmal weiter sinken. Wie weit, das mag ich nicht zu prognostizieren, allerdings bin ich davon überzeugt, dass sich in den nächsten Monaten noch einige “Schnäppchen” werden machen lassen.