Woher kommt der Nassauer?
Nein, nicht der Nassauer aus dem Herzogtum, sondern die Herkunft des Römers “Nassau”, den Theresienthal bis vor kurzem in seiner Römerkollektion anbot (aktuell ist er auf der Website nicht mehr zu entdecken), war bislang fraglich. Formähnliche und formidentische Gläser hatten um 1900 sehr viele Glashütten im Programm. Dieses Modell, dessen Hohlstengel geformt ist wie ein Knochen, konnte man in der Fenner Glashütte, bei Villeroy&Boch, in St. Louis und vermutlich auch in weiteren Glashütten erwerben. In den bekannten Preislisten Theresienthals aus Historismus und Jugendstil dagegen ist solch ein Modell nicht zu finden. Hatte die Glashütte mit dem Modell “Nassau” Ende des 20. Jahrhunderts ein Glas in ihre Römerkollektion aufgenommen, dass nicht aus ihrem eigenen historischen Programm stammt sondern von historischen Modellen anderer Glashütten abgekupfert wurde? Solch ein Vorgehen wäre gänzlich untypisch gewesen! Bislang konnte für jedes historisierende Glas, das die Hütte von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an bis zur Gegenwart anbot, immer eine historische Vorlage im Programm der Hütte um 1900 identifiziert werden.
Sollte das beim Römer “Nassau” anders sein? Diese Frage konnte lange Jahre nicht beantwortet werden. Aber nun ist klar:
Es verhält sich beim Römer “Nassau” ebenso wie bei den anderen Gläsern: Dem Vorbild des Römers Nassau ist eine Formnummer zuzuordnen, die auf eine Entstehung des Glases um 1895 hinweist. Der heutige Römer “Nassau” wurde allerdings dahingehend verändert, dass die Knochenenden facettiert sind, was sie gemäß der alten Vorlage nicht waren, zugleich wurde er um vier Millimeter gegenüber der alten Vorlage verlängert.
Mein Dank gilt der Glashütte für die freundlichen Informationen.