Immer wieder Christiansen und kein Ende
In zwei aktuellen Angeboten bei ebay geschieht zum ungezählten Male das, was von mir und anderswo ebenso ungezählte Male kritisiert wurde: Zwei Gläser, ein fälschlicherweise als Rotweinglas bezeichneter Römer 1496 und ein Weinglas aus dem Satz 1531 mit Glasverzierung Liane werden Hans Christiansen zugeschrieben.
Auf welcher Grundlage solche Zuschreibungen vorgenommen werden, das wird leider nirgendwo offengelegt.
Dabei bewirbt die Anbieterin auf ihrer Website außerhalb der Auktionsplattform sich und ihre Kenntnisse u.a. damit, dass sie sich seit nun 34 Jahren mit Antiquitäten, Kunstgewerbe und Industriedesign des 20. Jahrhunderts befasse. Der Verkauf und ihre intensive Sammeltätigkeit seit mehr als 20 Jahren hätten ihr dazu ein fundiertes Fachwissen in den Bereichen Jugenstil, Art Deco und Modernes Design verschafft. Und sie bietet auf der Grundlage Ihrer mehr als 400 Bände umfassende (n) Fachbibliothek (…) Dienste für Recherche, Identifikation und Zuordnung an.
Leider offenbar nicht zu ihrem Wissen gehört (vermutlichen fehlen gerade die zwei Bücher, in denen dieser Sachverhalt eindeutig dokumentiert ist, in ihrer Bibliothek?), dass Theresienthal in seinen Preislisten von 1907 diejenigen Gläser, die von Christiansen entworfen wurden, als solche gekennzeichnet hat.
Dabei handelt es sich (nur) um vier Sätze, von denen der vermutlich bekannteste die stilisierten goldenen Rosen trägt. Ein Wellendekor trägt nur einer dieser vier Sätze.
Der Römer 1496 gehört genausowenig dazu wie diverse andere Gläser mit Wellenliniendekor, die Gläser aus dem Satz 1531 gehören ebenfalls nicht dazu.
Ich verstehe nicht, weshalb diese Gläser dennoch immer wieder Hans Christiansen zugeschrieben werden. Verkaufen diese sich dann besser?
In einer Email teilte mir die Anbieterin auf meine Anfrage hin mit, dass sich in der Tat so diese Gläser besser verkaufen. Einen Grund, diese fehlerhafte Zuschreibung zu ändern und darüber hinaus die Bezeichnung des Römers 1496 als “Rotweinglas” zu korrigieren, sieht sie anscheinend nicht. Und dass der Römer ein Glas für den weißen Rheinwein war, während das Rotweinglas eines Satzes in der Regel viel niedriger war, davon ist wohl auch nichts bekannt.
Ist das so Usus im Handel mit Antiquitäten und Kunstgewerbe, dass Zuschreibungen nicht nur nicht anhand von Dokumenten sondern auch im Widerspruch zu den historischen Belegen zur Verkaufsförderung vorgenommen werden, und dass solche Belege wie z.B. originale Preislisten einfach ignoriert werden? Anders gefragt: Wie kann ein Käufer sicher sein, dass das, was der Händler ihm sagt, auch zutrifft oder zumindest eine begründete Annahme ist??????
Wohl dem Sammler, der einen oder mehrere Händler seines Vertrauens hat! Bei diesen bedanke ich mich an dieser Stelle ausdrücklich!!!