Einmal mehr wird Hans Christiansen zur Verkaufsförderung eingesetzt
Dass der Katalog zur Ausstellung “Ein Dokument Deutscher Kunst”, veröffentlicht in Darmstadt 1976, nicht frei von Fehlern ist, was die Zuschreibung von Gläsern an Hans Christiansen angeht, das sollte sich unter Glassammlern inzwischen herumgesprochen haben. Anbieter von Gläsern freuen sich aber mitunter darüber, diesen Katalog als vermeintlichen Beleg dafür heranziehen zu können, dass Hans Christiansen eben nicht nur die vier Gläsersätze, die in den Preislisten Theresienthal 1907 als ausdrücklich von “Prof. Christiansen” entworfen bezeichnet werden, zugeschrieben werden können. So werden die falschen Zuschreibungen in Band 4, Seite 49, Nr. 113 und 114 wohl auch in Zukunft dort gerne gesehen, wo man sich Verkaufsförderung aufgrund des Namens Hans Christiansen erhofft, sei es bei Designfans in München oder anderswo. Dass es sich bei dem Glas unter der Nummer 113 um einen schlichten Römer 1496, bei der nicht abgebildeten Nummer 114 vermutlich um einen Römer mit der Glasverzierung Liane handelt, die beide eben nicht von Hans Christiansen entworfen wurden, wird dabei geflissentlich ignoriert.
Aktuelles Beispiel sind wieder einmal völlig überteuerte Angebote im großen Internetauktionshaus. Ich habe versucht, die Gläser anhand der Fotos und Maßangaben zu identifizieren:
vielleicht Madeiraglas 1496
vermutlich Bordeauxglas 1496
Likörglas 1496
Der Anbieter fordert mehr als das dreifache des üblichen Marktpreises und ich warte mit Spannung, ob es wirklich einen Dummen geben wird, der hier zugreift.