“Fritz Heckert” von Stefania Zelasko - einige fragliche Zuschreibungen
Was soll ich sagen? Ich hatte es schon befürchtet, und seit ich heute das Buch Fritz Heckert von Sefania Zelasko in Händen halte, ist die Befürchtung auch wahr geworden: mindestens neun Gläser, die in den Musterbüchern bzw. Katalogen von Theresienthal nachzuweisen sind, finden sich in diesem Buch wieder, häufig als “Entwurf Oskar Jummel” oder ” Otto Thamm” bezeichnet, ohne aber dass diesen Gläsern ein Beleg in Form einer Abbildung aus den Entwurfszeichnungen oder Katalogen der Firma Heckert, oder wenigstens ein Hinweis auf eine entsprechende Quelle, beigefügt worden wäre. Damit setzt Stefania Zelasko das fort, was sie in ihrem Büchern über die Josephinenhütte bereits begonnen hatte: Die Zuschreibung von Gläsern an ihre Lieblingsglashütte(n) wiederholt ohne nachzuvollziehende Belege. Leider unterscheidet die Autorin auch wiederholt nicht zwischen Form- und Dekorentwurf, die bekannterweise ja nicht immer aus einer Hand stammen müssen.
Dass Heckert auch Rohlinge aus Theresienthal bezog, ist ja hoffentlich unstrittig, belegt werden kann es u.a. durch einen Theresienthaler Pokal Form 1756, wie er in den Preislisten Theresienthal 1907, “Pokale und Porterschalen” Tafel V zu finden ist, der in der Raffinerie Heckert mit dem Jodphur-Dekor versehen wurde. Dieser Pokal ist dokumentiert durch den Katalog der 66. Auktion, Mai 2012, des Auktionshauses Mehlis, Lotnr.: 1987.
Folglich gibt es Theresienthaler Formen, die von der Firma Heckert mit Dekor versehen wurden. Das findet aber in Zelaskos Buch leider keinerlei Erwähnung.
Hier die Liste der aus meiner Sicht eines Theresienthalsammlers zu hinterfragenden Zuschreibungen:
1. Seite 49, Abb.14: Gezeigt wird ein Römer der Theresienthaler Form 928. Gläser dieser Form existieren zahlreich auch mit der Signatur der Firma Heckert (F.H. mit einer Nummer). Da diese Form in keiner mir bekannten Preisliste der Josephinenhütte zu finden ist, gehe ich davon aus, dass entsprechende Rohlinge von Heckert in der Glasfabrik Theresienthal erworben wurden. “Entwurf Oskar Jummel”, wie Zelasko schreibt, könnte hier also nur für das leider nur undeutlich abgebildete Dekor gelten. “Um 1877″ halte ich früh eine zu frühe Datierung, leider wird auch nicht deutlich warum “um 1877″ und nicht “um 1880″ oder “um 1875″.
2. Auf Seite 52 ihres Buches hat Zelasko mit dem Bild 21 gleich zwei Gläser präsentiert, die aus Theresienthal stammen und deren Dekor laut Zelasko von “Oskar Jummel, um 1879-1880″ entworfen worden sei. Bei dem linken Glas handelt es sich aber um die Theresienthaler Form 1119 mit dem nachweislich in Theresienthal entworfenen Dekor “bunt Laub, gest. Goldrand”, das auch auf weiteren Theresienthaler Gläsern zu finden ist und sich in den Malerbüchern der Hütte Theresienthal nachweisen lässt.
Bei dem rechten Glas handelt es sich um die Theresienthaler Form 1275 mit mir unbekanntem Dekor.
3. Die Gläser in den Abbildungen 25 (Seite 54) und 28 (Seite 55) sind ebenfalls Theresienthaler Gläser mit den
Formbezeichnungen RD und 869.
4. Bei dem Glas Abbildung 81, Seite 79, handelt es sich wiederum um die Theresienthaler Form RD, der Entwerfer des Dekors ist mir unbekannt. Ich besitze identisches Glas in meiner Sammlung.
5. Abbildung 182 auf Seite 133 zeigt eine Bowle Theresienthaler Produktion mit dazugehörigem Bowlenglas.
6. Auf Seite 135, Abbildung 185, wird mit dem rechten Glas der Theresienthaler Römer 767 mit dem Theresienthaler Dekor 919 der Form und dem Dekor nach Theresienthal abgeschrieben und “Otto Thamm, um 1890″ zugeschrieben. Dieser Römer 767 ist mit eben diesem Dekor aber in der PL Theresienthal 1903 nachzuweisen, einen Nachweis für die Herkunft Thamm liefert Zelasko aber leider nicht.
Auf Seite 74, Abbildung 71 korrigiert Stefania Zelasko sich, offenbar unwissentlich, selbst: In ihrem zweiten Band zur Josephinenhütte zeigt sie in Abbildung 83 auf Seite 89 den Theresienthaler Römer 791 und schreibt ihn der Josephinenhütte-Form 680 zu. Dass die Form 680 aus der Josephinenhütte aber deutlich anders aussieht, wie die Abbildung in den Katalogtafeln der Hütte zeigt, hat sie leider übersehen (Leider geschieht dies immer wieder und viel zu häufig, dass Stefania Zelasko Gläser falsch zuordnet, weil sie offenbar Abbildungen in Preislisten nicht gut “lesen” kann. So sind in der Tat auf Seite 80f. ihres Band 2 vier von sechs abgebildeten Römern in der Weise falsch zugeschrieben, dass die gezeigten Gläser im Detail nicht den ihnen zugeordneten Abbildungen in den Tafeln der Preisliste entsprechen und von Zelasko daher mit falschen Formnummern versehen werden.) Nun dokumentiert sie in ihrem aktuellen Buch auf Seite 74 mit der Abbildung 71, die dem Katalog der Fischerauktion vom 15. März 2008 entnommen wurde, dass es in der Josephinenhütte durchaus einen Römer gegeben hat, der der Theresienthaler Form 791 entspricht, der aber im Detail doch anders aussieht.
Bedauerlich ist, dass solche wertvollen Bücher, in denen sehr viel Arbeit steckt, offenbar in Einzelkämpfer-Manier hergestellt werden müssen. Ein Dialog mit jemandem, der sich mit Theresienthal-Gläsern auskennt, hätte sicher geholfen, den ein oder anderen Fehler zu vermeiden, in einem Buch, das in seiner Gesamtheit eine sehr respektable Arbeit darstellt. Es würde dieser Leistung ja keinerlei Abbruch tun, würden neun Gläser weniger in ihm gezeigt werden, nämlich diejenigen, die aus Theresienthal stammen.