Römer aus Theresienthal Weblog

April 10, 2011

Weiteres zu den Gläsersätzen von Hans Christiansen

Filed under: Vermischtes — Stephan Buse @ 18:08:11

Wie bereits erwähnt lässt sich für Hans Christiansens Gläsersatz mit den “goldenen Rosen” ein “Rheinweinrömer” nachweisen, selbstverständlich nicht in Preisliste III von 1907 und auch nicht in Preisliste I, wohl aber in den Malerbüchern der Hütte. Ausschnittsweise wiedergegeben wurde das entsprechende Blatt in dem von Glaser/Besold herausgegebenen Theresienthalbüchlein auf der 147. Seite. Der “Rheinweinrömer mit den goldenen Rosen” muss demnach knappe 22 cm hoch gewesen sein und er war damit das höchste Glas des regulären Satzes. Abgebildet ist er inmitten weiterer Gläser des Satzes.
Wenn nun zum Satz mit den “goldenen Rosen” ein Römer gehört, ist es dann abwegig anzunehmen, dass auch für seine weiteren drei Gläsersätze Hans Christiansen einen Römer entworfen hat, zumal aus funktionaler Sicht zu einem kompletten Gläsersatz unbedingt ein Römer als das Glas für den weißen Rheinwein gehörte?
Ich bin der Meinung, dass der Römer Theresienthal Nr. 1575 mit dreifacher gravierter Welle sehr wohl der Römer ist, der zu dem Satz von Hans Christiansen mit der dreifachen gravierten Welle gehört. Einziges formal abweichendes Detail: die Auswölbung der Kuppa nach unten. Alle weiteren formalen Details stimmen mit den Details der Gläser des entsprechenden Satzes überein, auch ist er mit 20,5 cm das höchste Glas dieses Satzes, sieht man einmal von den wohl nur kurzzeitig anfangs angebotenen überhohen Gläsern ab, die in den Preislisten Theresienthals nicht nachweisbar sind. Zudem passt die anzunehmende Entstehungszeit des Entwurfs des Römers 1575, der bereits in bislang unveröffentlichten Tafeln der Preisliste Römer Theresienthal 1903 nachweisbar ist, mit dem Jahr 1902 durchaus zu dem Zeitraum, in dem Christiansen seine Entwürfe für Theresienthal gefertigt hat.
Nicht allein in der Glasfabrik Theresienthal, sondern z.B. auch bei einigen Entwürfen eines Peter Behrens lassen sich folgende Beobachtungen machen: In der Regel ist der Römer das höchste Glas im regulären Gläsersatz und bisweilen wurde er auch durch ein formales Detail aus dem Gläsersatz hervorgehoben.
Jugendstilkünstler wollten Gesamtkunstwerke schaffen und daher ist davon auszugehen, dass auch Hans Christiansen bei seinen vier Gläsersätzen für Theresienthal so verfuhr, dass er selbst Dekor und Form entwarf und nicht auf ein in Theresienthal bereits vorhandenes Dekor oder eine bereits eingeführte Form zurückgriff. So ist anzunehmen, dass Hans Christiansen die dreifache gravierte Welle in Theresienthal eingeführt hat und diese eben nicht zufällig auf dem zu dieser Zeit entworfenen Römer 1575 gelandet ist, der abgesehen von einem kleinen Detail eben auch nicht zufällig so aussieht wie Gläser aus dem Satz mit der dreifach gravierten Welle. Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass die Glashütten in späteren Jahren sich nicht dieser Elemente bedient hätten um sie außerhalb der ursprünglichen Entwürfe zu verwenden. Dies ist allerdings nicht nur Hans Christiansen in Theresienthal widerfahren.
In der Preisliste I von 1907, etwa fünf Jahre nach seinem Entwurf, wird der Römer 1575 mit dem Schliffdekor 2065 abgebildet. Wer dies als Argument gegen eine Urheberschaft Christiansens ins Feld führen wollte, der müsste zunächst zur Kenntnis nehmen, dass der Satz mit dem “”gravierten Blätterkranz” in der Preisliste III Theresienthal 1907 mit einem weiteren leicht veränderten Dekor angeboten wird, das bislang in der Literatur gar nicht erwähnt wird. Vier Gläsersätze mit fünf Dekorentwürfen lassen sich also Hans Christiansen laut Preisliste III von 1907 zuweisen, für den Satz mit der “dreifachen gravierten Welle” ist ebenso wie für den Satz mit den “goldenen Rosen” ein Römer (-entwurf) nachweisbar.

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