Zustände spotten häufig jeder Beschreibung
Ein Auktionshaus bietet ein Theresienthaler Glas an, das mit einem Glasfaden belegt ist.
Da ich nicht zur Besichtigung anreisen kann, erbitte ich einen Zustandsbericht, der wie folgt ausfällt: “Der Goldrand ist minimal berieben. Ein Glasfaden fehlt in Teilen. Beschädigungen oder Bestoßungen sind nicht vorhanden.”
Also ist ein in Teilen fehlender Glasfaden keine Beschädigung??? Da kann ich ja froh sein, dass diese Nebensächlichkeit überhaupt erwähnt wurde. Für mich jedenfalls ist der in Teilen fehlende Glasfaden eine derart gravierende Beschädigung, dass ich gerne auf dieses Glas verzichten werde.
Leider ist meine Erfahrung in letzter Zeit, dass selbst die ausdrücklich angeforderten Zustandsbeschreibungen vieler Auktionshäuser sehr zu wünschen übriglassen. Von vielen Zuschreibungen ganz zu schweigen: So wird gerade ein Theresienthaler Römer 504 mit reicher Emailbemalung im Katalog eines norddeutschen Auktionshauses wie folgt beschrieben: “Böhmen. Wohl Haida. Anton Ambros Egermann für Lobmeyr. Um 1870-1880″. Mein Hinweis auf die Theresienthaler Herkunft wird gänzlich ignoriert, auch im Internet ändert man die Beschreibung nicht! Mehrfach ist es mir geschehen, dass ich schriftlich Gläser ersteigert habe, deren deutliche (!) Beschädigung im Katalog überhaupt nicht erwähnt wurde. Mit Verweis auf die AGB wird dann gerne gesagt, dass ich ja zur Besichtigung gerne hätte anreisen können und dass die Beschädigung im Limit berücksichtigt worden sei. Wenn ich Glück habe, nimmt das Auktionshaus dann das Glas aus sog. “Kulanz” zurück.
Was soll das denn??????? Möchte man auf Bieter, die nicht persönlich erscheinen können, verzichten, dann möge mir man dies bitte kundtun!!! Kann man mangels Masse nicht auf qualitätvolle Objekte zurückgreifen, dann möge man bitte auf die Versteigerung verzichten!!!
Mit Hinweis auf die AGB aber bei Zuschreibungen und Zustandsbeschreibungen zu schludern, lässt mich am Ansehen so manches Auktionshauses zweifeln.