Römer aus Theresienthal Weblog

October 5, 2009

Auktionspreise im Oktober - eine Vorschau

Filed under: Vermischtes, Ziele und Zeiten — Stephan Buse @ 18:04:05

Dass die bunten Jugendstilstengelgläser stets teurer zu bezahlen sind als die antikgrünen Historismusrömer, ist bekannt und würde sich vermutlich erst dann ändern, wenn Eichenmöbel und Butzenscheiben eine Renaissance in den Wohnzimmern feierten. Ein Blick in aktuelle Auktionskataloge bestätigt diese Beobachtung. So wird in der 184. Auktion von Dr. Fischer in Heilbronn (17. Oktober 2009) mit der Position 941 ein für mein Empfinden eher schlichtes “Stängelglas Kolo Moser, wohl Meyr`s Neffe, um 1900″ mit einem Schätzpreis von 220,– Euro ausgelobt, während, um nur ein Beispiel zu nennen, unter der Nummer 360 ein “Satz von neun Römern” unbekannter Herkunft, die dem Augenschein nach aus einer durchaus ambitionierten Glashütte aus der Zeit des Historismus stammen müssen, für insgesamt 180,– Euro, also sensationelle 20,– Euro je Exemplar (weniger als 10 % des für das Stengelglas angesetzten Preises!) in den Katalog aufgenommen wurde. Spannend wird sein zu beobachten, welche dieser zwei Positionen zu welchem Preis einen Käufer finden wird.
Bemerkenswerter allerdings empfinde ich die Schätzpreise, mit denen Jugendstilstengelgläser in diesem Herbst in die Auktionen gehen. Die für mich als Theresienthalsammler interessanten Positionen aus dem Katalog von Dr. Fischer ( es sind dies die Nr. 939 und 948 bis 950) gehen jeweils mit einem Schätzpreis von 350,– Euro und damit ohne mich als Mitbieter an den Start. Anzumerken ist dabei, dass die Position 939 bereits im Sommer in Zwiesel unverkauft blieb, und dass bei der Auktion ein Aufgeld von 26% zu entrichten ist. Und schaue ich mir zum Vergleich die Schätzpreise der Auktion von Quittenbaum in München an, die nur wenige Tage nach der Auktion in Heilbronn stattfinden wird, entdecke ich ähnliche Schätzpreise (allerdings kaum Theresienthaler Glas) und ein Aufgeld von 27,5 %. Allerdings gibt es einen Ausreißer: Bei Dr. Fischer wird mit der Position 918 ein Glas aus Oberzwieselau auf 950,– Euro geschätzt, das bei Quittenbaum für “nur” 350,– Euro im Katalog zu finden ist.
Dass es bei aktuellen Auktionen auch anders geht beweist der Zuschlag für sechs transparentemailbemalte Gläser der Form 1565 aus Theresienthal im Auktionshaus Nusser vor wenigen Wochen. Diese Gläser wurden für weniger als 180,– Euro je Exemplar (inklusive Aufgeld) zugeschlagen, obwohl sie im einschlägigen Handel (im Internet recherchierbar) für sage und schreibe 400,– Euro angeboten werden und in der Vergangenheit auch im Auktionshaus Dr. Fischer für weit über 200,– Euro zugeschlagen wurden.
Was also tun angesichts dieser Preise? Wer Freude hat an Historismusgläsern wird sicher auch zukünftig in einem Käufermarkt handeln können, d.h. wenn es sich nicht um absolute Raritäten handelt, übersteigt das Angebot auch weiterhin die Nachfrage und die Preise sind entsprechend moderat. Zu beachten ist hier, wie auch bei den Jugendstilgläsern, dass es sich um in Serie gefertigte Produkte handelt, die über Jahre hinweg wiederholt auf dem Markt angeboten werden, so dass man nicht zum ersten und auch nicht zum zweiten geforderten Preis zugreifen muss. Auch wenn der Markt für Jugendstilstengelgläser sich offenbar einer größeren Nachfrage gegenübersieht, so gilt zumindest für das von mir beobachtete Segment der Gläser aus Theresienthal folgendes: Es gibt in Deutschland kaum mehr als fünf (!) spezialisierte Theresienthalsammler, die mit ihren Sammlungen alle recht weit fortgeschritten sind. Wenn diese einmal ihren Bedarf an den einschlägigen Gläsern (sowohl aus Historismus, wie auch aus dem Jugendstil) gedeckt haben, wird der Markt eine Baisse erfahren, denn zumindest für mich gilt (und ich weiß das auch von Sammlerkollegen) : Wenn ich ein Exemplar eines bestimmten Glases in meine Sammlung eingefügt habe (dies ist auf meiner Website problemlos zu recherchieren), dann werde ich ein weiteres dieser Gläser, wenn überhaupt, nur zum Schnäppchenpreis erwerben. Im Bereich der Historismusgläser aus Theresienthal erwarte ich daher weiterhin einen Käufermarkt, umsomehr dort, wo es sich um gängige Formen und Dekore handelt, im Bereich der Jugendstilgläser eine Baisse, die allein dadurch abgemildert werden wird, dass diese Gläser Interessenten im Bereich der Jugendstilsammler und Wohnungseinrichter finden. Preise von (inklusive Aufgeld) 400,– Euro und mehr für Jugendstilstengelgläser aus Theresienthal werde ich daher auch zukünftig nicht bezahlen müssen.

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