Römer aus Theresienthal Weblog

August 6, 2009

Genaue Zuschreibungen sind unwichtig?

Filed under: Vermischtes — Stephan Buse @ 21:00:32

Angestoßen durch die im August 2009 im Sammler-Journal veröffentlichte Rezension zu dem von Stefania Zelasko verfassten Band 2 über die Josephinenhütte komme ich ins Nachdenken über die dort kritisierte Aussage eines nicht genannten Menschen “in der Museumslandschaft”, “dass ‘die genaue Zuschreibung wohl auch nicht so wichtig ‘ sei”.
Auch ich bin der Meinung, dass dieser Aussage unbedingt widersprochen werden muss, denn wenn es auf genaue Zuschreibungen nicht ankommt, dann kann man sich darauf beschränken nur das anzusammeln, was schön oder gefragt ist, jeglichen Erkenntnisgewinn aber kann man getrost beiseite lassen. Anders gesagt: Sollte es auf möglichst große Genauigkeit bei den Zuschreibungen nicht ankommen, dann hätte in meinen Augen jegliche Sammlung ihren Sinn verloren und wäre letzlich nur eine Anhäufung dessen, was aus irgendeinem Grund gefällt.
Ich zitiere die freie Enzyklopädie Wikepedia, Stand 07. August 2009: “Der Begriff Sammeln bezeichnet die systematische Suche, Beschaffung und Aufbewahrung einer abgegrenzten Art oder Kategorie von Dingen oder Informationen.”
Der öffentlich bestellte oder private Sammler, der sich selbst ernst nimmt, wird beim Erwerb eines Objektes also auf eine möglichst genaue Zuschreibung Wert legen, denn nur so kann er sich und andere von der Sinnhaftigkeit gerade dieser Erweiterung seiner Sammlung überzeugen. Und wer als Sammler viel Wert auf genaue Zuschreibungen legt, der ist deshalb auch bereit für entsprechende Literatur bis zu 100,– Euro und mehr auszugeben. Keine Frage, bei Zuschreibungen können Irrtümer unterlaufen, und in einem Buch von mehreren hundert Seiten können es auch ein paar Fehler mehr sein, denn wer könnte schon von sich behaupten, fehlerfrei zu sein. Solche Fehler, auch das sei gesagt, schmälern ja nicht den grundsätzlichen Wert der Arbeit und das Maß der dafür zu zollenden Anerkennung. Was mir aber nicht einleuchten wollte, wäre der Versuch, diese Fehler abzutun mit dem Hinweis, dass die Genauigkeit bei der Zuschreibung, “nicht so wichtig sei”.
Im Gegenteil: Die vermeintlichen und/oder wirklichen Fehler gehören zur Diskussion gestellt und gegebenenfalls korrigiert. Meiner Meinung nach darf man sich dieser notwendigen Diskussion nicht entziehen, indem man sich darauf zurückzieht, dass andere diese Zuschreibungen für “nicht so wichtig” halten.
Immerhin, aus der “Museumslandschaft” gibt es ja auch andere Stimmen, die die Zuschreibungen betreffend “gern noch die Begründung (…) gelesen” hätten und ebenfalls die ein oder andere Zuschreibung “nicht nachvollziehen” können.
Nochmals sei gesagt, die Diskussion über einige Zuschreibungen schmälert nicht die grundsätzliche Leistung, die Stefania Zelasko erbracht hat, um ihre zwei Bände zur Josephinenhütte veröffentlichen zu können. Eine Leistung, die um eigene Fehler weiß und diese auch korrigiert, kann groß genannt werden.

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