Die Bücher, für jeweils 20,-- Euro beim Autor dieser Seiten erhältlich (Band 1 und 3 nur noch wenige Exemplare, Band 2 nur noch im Buchhandel):
Tradition, Variation und Auflösung
einer Glasform in der Glasfabrik Theresienthal zwischen Biedermeier und Postmoderne
Heinrich Heine notierte 1844 in „Deutschland - Ein Wintermärchen" bei seiner
Ankunft in Köln: „Der Rheinwein glänzet noch immer wie Gold im grünen Römerglase,....."
Als Römerglas hielt Heinrich Heine wahrscheinlich ein etwa 14cm hohes, dunkelgrünes Glas mit einem konischen, gerippten
oder aus einem Glasfaden gesponnenen Fuß, einem nuppenbesetztem zylindrischen Mittelteil und einer kugelförmigen Kuppa
in der Hand. Besucht man heute eines der zahlreichen Antiquitätengeschäfte und fragt nach „Römern", wird einem
mit Glück und gewissem Recht ein Satz eleganter Stengelgläser mit farbigen Stiel und klarer, evtl. gravierter oder
emaildekorierter Kuppa präsentiert. Meist aber wird auf Farbgläser verwiesen, sogenannte Überfangrömer mit Schliffdekor,
überlangem Stiel und des Gleichgewichts wegen übergroßen Fußplatten, bei denen die ursprüngliche Einheit des
Sechsersatzes derart in sechs verschiedene Farben verzettelt wurde, dass der Betrachter den Verdacht haben kann, dass
mindestens eine dieser Farben eine Fehlfarbe ist. Zwischen beiden Polen, dem Biedermeierrömer zur Zeit Heinrich Heines
und jener Auffassung, die die noch heute häufig produzierten bunten Überfangstengelgläser mit Schliffdekor
fälschlicherweise für den Inbegriff des Römers schlechthin hält, liegen mehr als anderthalb Jahrhunderte der
Entwicklung, Variation und Auflösung der Glasform und des Begriffs des Römers.
Keine andere Glashütte hat sich in ihrer Geschichte so intensiv mit den klassischen Formen des Römerglases und ihrer
Entwicklung, wie sie sich vor der Zeit des Historismus ausprägte und durch den Historismus stark differenzierte,
befasst, wie die Glasfabrik Theresienthal. Die große Bandbreite der für Theresienthal seit etwa 1840 belegbaren Römer
umfasst in verschiedenen Epochen hergestellte Reproduktionen des Berkemeyers, klassische Römerformen des Biedermeier
ebenso wie Neuschöpfungen der Römerform zur Zeit des Historismus, deren formale Reduktion im Jugendstil und eine große
Auswahl „neohistoristischer" Römer, die bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts und darüberhinaus produziert wurden.
Ihre einzigartige Stellung, auch gegenüber der Glashütte in Köln-Ehrenfeld, die ja kaum ein halbes Jahrhundert lang
die Gläser ihrer Kunstglasabteilung produzierte, erhielt die Glashütte Theresienthal dadurch, dass sie die Herstellung
der unterschiedlichen Römerformen nicht auf deren Ursprungsepoche beschränkte, sondern durch die drei Jahrhunderte
hindurch, in denen sie in Betrieb ist, immer wieder auf ihren reichen Fundus an Formen und Dekoren zurückgreifen
konnte und dies auch ausgiebig tat. Auch waren die Römer Theresienthals in Historismus und Jugendstil größtenteils
als Gebrauchsgläser entworfen und produziert worden. Deshalb kamen zumindest die bei den Kunden beliebteren Entwürfe
in größeren Stückzahlen verhältnismäßig preiswert auf den Markt. Demgegenüber waren die historisierenden Gläser der
Kunstglasabteilung Ehrenfelds nicht nur deutlich teurer und aufwändiger produziert, auch wurden sie in weit
geringeren Stückzahlen hergestellt, zugleich aber mit großem bis in unsere Zeit gut dokumentiertem Aufwand beworben.
Das hat zur Folge, dass man sich heutzutage vor allem an die Kunstgläser der Hütte in Ehrenfeld, nicht aber an
deren weitaus zahlreicher produzierten Gebrauchsgläser erinnert, und zugleich die Gläser der Kunstabteilung
Ehrenfelds seltener und oft höher bewertet auf dem Antiquitätenmarkt zu finden sind als die Römer Theresienthals.
Anhand der Römer aus Theresienthal kann die Tradition, Variation und Auflösung der Glasform und des Begriffs des Römers
in dieser Glasfabrik zwischen Biedermeier und Postmoderne über fast 200 Jahre hinweg im Zusammenhang dargestellt
werden. Erstmalig wird diese Thematik in ihrer Breite erschlossen und der Formenreichtum Theresienthaler Römer
dokumentiert. Die Theresienthaler Römer bewahren zahlreiche Techniken des
Glasmacherhandwerks, die mit dem Jugendstil aufgrund seiner Reduktion auf die einfache Form sowohl in mancher
Glashütte wie auch in mancher Glassammlung ins Abseits gerieten.
Dem entspricht, dass in zahlreichen Betrachtungen über das Gebrauchsglas des Jugendstils die Form und ihre Entwerfer
in den Mittelpunkt gestellt, die Bedingungen der immer noch handwerklichen Produktion und ihr Einfluss auf das Produkt
Glas aber meist außer Acht gelassen werden.
Es wird nicht der Anspruch erhoben, alle jemals in Theresienthal produzierten Römerformen vollständig zu erfassen, ist
doch die sehr vielfältige Produktion der Theresienthaler Hütte in zugänglichen Quellen leider nur bruchstückhaft dokumentiert.
Soweit wie möglich werden alle Gläser im Original abgebildet, Abbildungen aus alten Katalogen und Preislisten wurden dort aufgenommen,
wo die Gläser im Original nicht greifbar waren oder die Abbildungen in den Katalogen Details zeigen, die auf dem Foto des jeweiligen
Glases nur schwer zu erkennen sind.
Im Herbst 2006 wurden dem Autor einige Dokumente, die sich im Besitz der Gangkofner KG befinden, für eine
Veröffentlichung zugänglich gemacht. Als ein Resultat der Bearbeitung dieser Dokumente erschien in 2007 ein erster Band
"Römer aus Theresienthal" mit Nachdrucken aus Preislisten von ca. 1890, 1903 und 1907. Ein zweiter Band mit einer
Preisliste von ca. 1840 erschien 2008 und Band 3 mit Preislisten, die den Übergang vom Biedermeier zum Historismus
dokumentieren, wurde Anfang 2009 veröffentlicht.
Inzwischen wurde die Sammlung erweitert um zahlreiche Objekte wie Vasen aber auch Biergläser etc..
Großer Dank gilt all jenen, die großzügig und ohne Vorbehalte Einblick in Ihre Archive
und Forschungen nehmen ließen. An erster Stelle seien hier genannt Silvia Süß und Randolf Ditz!
Besonderer Dank für zahlreiche wertvolle Hinweise zu Beginn dieser Arbeit gilt Walter Vollmer, dem ehemaligen
technischen Betriebsleiter der Glasfabrik Theresienthal sowie Wolfgang Seil, der in den Jahren 1982 - 1986 als
Außendienstverkäufer in einem großen Bereich Süddeutschlands Facheinzelhandels-Geschäfte für Theresienthal betreute.
Weiterer Dank gilt all jenen, die beim Aufbau der Sammlung und dieser Seiten mitwirkten und noch mitwirken, indem sie
Römer aus Theresienthal auffinden und/oder Informationen und Archivalien für diese Seiten beisteuern. Besonders genannt
werden sollen an dieser Stelle Uwe Wolf sowie Dr. Jörg Sutter.
Wie die Leser und Leserinnen dieser Seiten mithelfen können, dieses Projekt fortzuführen und auszubauen, darüber
erfahren Sie mehr unter dem Stichwort Support.
Der größte Dank aber sei all jenen geschuldet, die diese kunsthandwerklichen Kostbarkeiten durch ihrer Hände Werk
möglich machten: den vielen meist unbekannten Glasmachern, Schleifern, Malern und all jenen, die seit 1836 in der
Glasfabrik Theresienthal arbeiteten und lebten.
Ansicht der Glasfabrik Theresienthal um 1840
Als privater, nicht-gewerblicher Betreiber dieser
Website entstehen mir Kosten, die durch keinerlei Einnahmen gedeckt sind.
Deswegen habe ich an einigen Stellen dieser Website gesponsorte Links eingebaut, die einen kleinen Teil der
Kosten decken, die mir durch dieses Internetangebot entstehen.
Auch an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass ich keinen Handel mit Gläsern betreibe und die gezeigten Gläser
meiner Sammlung nicht zum Verkauf stehen!
Selten biete ich überzählige Gläser zum Kauf an.
Der für diese Gläser erzielte Erlös, wenn sich die Gläser überhaupt mit Gewinn verkaufen lassen, fließt wiederum
in diese Website, in die Recherche über Theresienthal und den Aufbau der Sammlung, die ich
irgendwann einmal einem interessierten Museum anvertrauen möchte.
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