Römer aus Theresienthal
© Stephan Buse 2007-2013

Zur Datierung der Entwürfe

Zur Methode vergl. Warthorst, Die Glasfabrik Theresienthal, Freiburg 1996, Seite 28. Bei der ohne Datum veröffentlichten Preisliste aus der Zeit des Historismus fallen zwei Nummerierungen auf, eine ursprüngliche gedruckte Nummer, die die abgebildeten Römer zählt und eine sekundäre handschriftlich nachgetragene, die die Formnummer darstellt. Bemerkenswert ist, dass diese doppelte Nummerierung in der Preisliste von 1903 bis zum Glas mit der Nr. 73 / 856 fortgeführt wurde, wobei nun ursprüngliche und sekundäre Nummerierung gedruckt erschienen. Ab dem Glas Nr. 869 ist die vormals handschriftliche sekundäre Numerierung zu einzigen Bezeichnung geworden, allein Dekorvarianten werden mit einer Zahl hinter dem Schrägstrich dokumentiert.

Diese fortlaufende Numerierung anhand der Formnummern wurde dann in der Glashütte bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts beibehalten. Ein letztes Mal wird sie verwendet in einer Preisliste vom Oktober 1981. In darauffolgenden Preislisten erhalten die Römer neben Phantasienamen, - einige Gläser hatten allerdings schon in der Zwischenkriegszeit solche Namen erhalten -, die Namen der deutschen Weinanbaugebiete, allerdings ohne dass hier irgendein überzeugender historischer Bezug zwischen der einzelnen Form und dem Weinanbaugebiet deutlich würde. Anhand der sekundären Numerierung in der ältesten erhaltenen Preisliste lassen sich nun auch die Entwürfe zeitlich recht genau einordnen, die im Historismus oder zwischen den Weltkriegen entstanden, aber in keiner zugänglichen zeitgenössischen Quelle, sondern erst in sekundären Quellen (späteren Katalogen etc.) dokumentiert worden sind. Fixpunkte für die Datierung der Formen, die zwischen Historismus und dem ersten Weltkrieg entstanden sind, sind die Preislisten 1903 und 1907:

Die Preisliste von 1903 endet laut Warthorst mit Form 1610 (diese Tafel ist zur Zeit leider verschollen), die Preisliste von 1907 mit der Form 1910. Innerhalb von vier Jahren wurden also 300 neue Formen entworfen, dies entspricht 75 neuen Entwürfen pro Jahr. Dürfte man annehmen, dass diese Zahl relativ konstant wäre, so könnte man weitere Formen und Mustertafeln zeitlich cum grano salis einordnen.

Die Preisliste aus der Zeit des Historismus endet bei den Weingläsern mit der sekundären Formnummer 580, bei den Bowlen mit der Nummer 639. Gleich welche Nummer zugrundegelegt wird, kommt man bei angenommenen 75 Entwürfen pro Jahr ca. 13 Jahre vor der Preisliste von 1903, also ca. 1890 heraus.

Ein bislang ebenfalls unveröffentlichter Katalog, nach Angabe des Deckblatts aus dem Jahr 1934 (Letzte Neuheiten 6. Folge), herausgegeben zur Messeausstellung in Leipzig, endet bei Form 2608. So wären in den 27 Jahren zwischen 1907 und 1934 insgesamt 698 Formen, rund 26 im Jahr, entstanden. Da anzunehmen aber nicht zu belegen ist, dass etwa von 1914 an bis in die Jahre nach dem ersten Weltkrieg aufgrund der wirtschaftlichen Lage kaum neue Entwürfe entstanden, wären diese vielleicht sechs Jahre auszuklammern. Dementsprechend wäre dann eine Zahl von knapp 35 neuen Entwürfen jährlich für die übrigen 21 Jahre zwischen 1907 und 1934 anzusetzen. Davon ausgehend, dass zu den jährlich zwei Messen in Leipzig jeweils eine neue Ausgabe des Katalogs „Letzte Neuheiten" (LN) erfolgte, ist die ohne Datum herausgegebene LN Folge 5 auf Herbst 1933 oder Frühjahr 1934 zu datieren. (Sie endet bei der Formnummer 2594, folglich wären von 1933 auf 1934 29 neue Entwürfe entstanden.) LN Folge 4 wäre demnach auf Frühjahr oder Herbst 1933 zu datieren, LN Folge 7 mit den Römernummern 2615, 2616, 2649 und 2650 auf Herbst 1934 oder Frühjahr 1935, LN Folge 9 mit dem Römerservice „Victoria" auf Herbst 1935 oder Frühjahr 1936, LN Folge 10 mit den Römern 2733, 2734, 2735, 2738, 2754 und 2772 auf Frühjahr oder Herbst 1936, LN Folge 11 mit den Römern 2798, 2799, 2800 und 28001 sowie dem Römerservice „Palma" auf Herbst 1936 oder Frühjahr 1937, LN Folge 12 mit den Römern 2851 , 2852, 2853 und 2854 auf Frühjahr oder Herbst 1937. Als letzter belegbarer Entwurf vor dem zweiten Weltkrieg entstand das Römerservice „Lucretia", dokumentiert in LN Folge 16 und damit auf Frühjahr oder Herbst 1939 zu datieren.



Römerentwürfe aus letzte Neuheiten Folge 5

Römerentwürfe aus letzte Neuheiten Folge 7

Römerentwürfe aus letzte Neuheiten Folge 9

Römerentwürfe aus letzte Neuheiten Folge 10

Römerentwürfe aus letzte Neuheiten Folge 11

Römerentwürfe aus letzte Neuheiten Folge 12

Römerentwürfe aus letzte Neuheiten Folge 16




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