Römer aus Theresienthal
© Stephan Buse 2007-2011

Hinweise für den Aufbau einer Sammlung

"Sammler sein heißt, sein Herz hingeben, Sammler sein heißt, jedes Stück, das man sich erworben hat, oft mit Schweiß und Tränen und unter Verzichten, so zu lieben, als wäre es Teil von einem selbst. Sammler sein heißt, die große Idee erkannt zu haben. Sammler sein heißt, einen Plan zu haben, nach dem man vorgehen kann und Sammler sein heißt, Glück zu haben." H.R. Gruber

Zuallererst, was für jedes Sammlergebiet gilt: Ein Sammler sollte sich in seinem Gebiet möglichst gut auskennen. Dazu gehört das Studium der Fachliteratur, von Ausstellungskatalogen und wenn möglich alten Preislisten, Firmenkatalogen etc.. Auch der Besuch von entsprechenden Sammlungen in Museen ist hilfreich, das Studium von Auktionskatalogen und die Beobachtung von Auktionen, auch im Internet, ebenso das Hinzuziehen von Zeitschriften wie z.B. „Weltkunst" und „Antiquitätenzeitung". Man vergleiche regelmäßig die ausgelobten Preise mit den Ergebnissen und bald kann man einschätzen, welche Preise fair und angemessen sind. Meistens jedoch wird man aus seinem speziellen Sammelgebiet an sämtlichen genannten Orten, wenn überhaupt, immer nur wenige Objekte antreffen.
Dies gilt auch für die Römer aus Theresienthal, wobei hier zwischen den einzelnen Epochen (Historismus, Jugendstil sowie der Zeit ab etwa 1930) deutliche Unterschiede festzustellen sind:
Römer aus der Zeit des Historismus werden am häufigsten in klassischen Glasauktionen angeboten, nicht selten kann man auch bei Internetauktionen fündig werden. Hier ist immer Vorsicht geboten, denn neben wirklich preiswerten Römern aus der Zeit des Historismus werden auch immer wieder Gläser aus Theresienthal angeboten, die, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts produziert, aus Unwissenheit oder mit Absicht als Gläser „vor 1900" ausgezeichnet und so bis an die einhundert Jahre künstlich gealtert werden. Schnäppchen bei Internetauktionen ermöglichen oft diejenigen Anbieter, die nicht wissen, was sie verkaufen. Römer, die als „mit Himbeeren besetzter Glaspokal" angeboten werden, werden auch von den Sammlern oft nur zufällig entdeckt. Entsprechend klein bleibt dann der Bieterkreis, entsprechend niedrig auch der Preis, selbst wenn es sich um Raritäten handelt. Großer Nachteil der Internetauktionen: Das Glas kann nicht in die Hand genommen und auf seinen Zustand hin überprüft werden. Auf Floh- und Antikmärkten, aber auch bei Antiquitätenhändlern, sind originale theresienthaler Römer des Historismus dagegen nur selten zu finden, aber die Freude an Jagd nach ihnen und die Hoffnung auf eine Entdeckung machen jede Enttäuschung über vergebliche Versuche und die Mühen des zeitigen Aufstehens immer wieder wett.
Das Preisgefüge für die Römer des Historismus ist in den letzten Jahren relativ konstant geblieben. Die höchsten Preise sind für bemalte Exemplare der Formen 486, 504, 542 und RAI zu zahlen und erreichen in der Spitze durchaus 300,--Euro für sehr gut erhaltene Gläser und für seltene Dekorvarianten.
Für die Römer des Jugendstils gelten dieselben Erfahrungen, allerdings kann man die Suche nach ihnen mit einigen Erfolgsaussichten ausdehnen auf die Geschäfte und Auktionshäuser, die sich dem Design der vorletzten Jahrhundertwende schwerpunktmäßig verschrieben haben. Anders als der Historismus erfreut sich die Epoche des Jugendstils auch bei den Trinkgläsern einer großen Beliebtheit bei den Sammlern, was sich in der Zahl der mit diesem Thema befassten Händler und nicht zuletzt auch im Preis der Objekte niederschlägt. Allerdings werden die Stengelgläser Theresienthals meist deutlich höher bewertet als die zeitgleich entworfenen Römerformen. Spitzenpreise unter den Römergläsern des Jugendstils erzielt die Form Dorica, andere Formen der Jahrhundertwende sind oft preiswerter zu erwerben als die Römer des Historismus.
Diejenigen Römer, die in Theresienthal nach etwa 1930 produziert wurden sind über Antiquitätengeschäfte und Antikauktionen so gut wie nicht zu erhalten, sie sind eben keine Antiquitäten und haben auch nicht Designgeschichte geschrieben. Ausnahmen machen da mitunter lediglich drittrangige Geschäfte und Auktionshäuser, die diese Römer aus Theresienthal nicht selten fälschlicherweise als Gläser einer früheren Epoche ansehen, meist ohne sie einer bestimmten Glashütte zuordnen zu können.
Exemplare derjenigen Römerformen, die in Theresienthal bis zum vorläufigen Ende der Hütte im Jahr 2001 und dann wieder ab 2004 hergestellt wurden, lassen sich im Glasfachhandel erwerben. Jene Römerformen, die, weil bei den Kunden beliebteste Entwürfe, in großen Stückzahlen produziert und bis etwa 1995 vergleichsweise preiswert verkauft wurden (hierzu zählen in erster Linie die Römer „Rhein", „Mosel" und „Saar"), finden sich aber immer wieder auch in Internetauktionen. Dort können sie noch heute oft für einen Bruchteil des Listenpreises ersteigert werden. Teurer ist ein Einkauf im Glasverkauf der Hütte, hier lassen sich dann aber auch noch seltenere Exemplare aus der Produktion der achtziger und neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erwerben.

Vorsicht ist immer geboten bei Zuschreibungen, die nicht nur von Laien, sondern immer wieder auch von Antiquitätenhändlern wie auch von Auktionshäusern recht großzügig gehandhabt werden. Ist das angebotene Glas nicht durch Unterlagen der Glashütte, Aufkleber, Ätz- bzw. Sandstrahlmarken oder Verkaufsbelege direkt zweifelsfrei zu identifizieren, bleibt es allein der Erfahrung des Sammlers überlassen, sich ein Bild zu machen. Dies betrifft nicht allein die Zuordnung eines Glases zur Glashütte Theresienthal, als vielmehr auch seine Zuordnung zu einer bestimmten Entstehungszeit.

Ob man sich beim Aufbau der Sammlung auf eine Epoche der Geschichte Theresienthals beschränkt, oder ob die Darstellung der Entwicklung vom Historismus bis zur Postmoderne als reizvoll erkannt wird, immer gilt es von Anfang an eine Systematik zu entwickeln, nach der die Sammlung strukturiert werden soll. Selbst innerhalb des eigentlich doch begrenzten Sammelgebietes der Römer aus Theresienthal besteht leicht die Gefahr, sich zu verzetteln und eine Zahl von Gläsern anzuhäufen, die weder zum Geldbeutel noch zum verfügbaren Raum passen will. Das Ziel, alle bekannten jemals von Theresienthal produzierten Römervarianten sammeln zu wollen, scheitert unmittelbar an der Vielzahl der möglichen und von der Glashütte verwirklichten Varianten. Multipliziert man allein die Zahl der bekannten Römerformen mit der Zahl der Farbvariationen der Glasmasse sowie mit der Zahl der möglichen Dekore (Schliff und Malerei), so gelangt man ohne weiteres in einen mittleren vierstelligen Bereich. Solch eine Zahl von Gläsern einer einzigen Glashütte auszustellen, bewältigen nicht einmal Glasmuseen. Beschränkung tut also Not, will man seine Schätze nicht in Kisten auf dem Dachboden oder im Keller verstauen. Eine mögliche Form der Beschränkung ist, allein die Formvarianten zu dokumentieren und dabei Dekor und Farbe in den Hintergrund treten zu lassen. So kann man jeweils ein schönes Exemplar der jeweiligen Römerform seiner Sammlung zufügen und dabei leicht auch eine dreistellige Zahl von Gläsern zusammentragen. Hierzu hat sich der Autor dieser Seiten entschlossen. Eine andere Möglichkeit etwa wäre, sich auf bestimmte gemalte oder gravierte Dekore zu beschränken, die die Glashütte über die Jahrzehnte hinweg immer wieder neu auf verschiedenen Glasformen aufgelegt hat.
Wie immer man sich auch entscheidet, man tut gut daran, seine Sammlung von Anfang an zu dokumentieren. Zu dieser Dokumentation gehören eine möglichst genaue Beschreibung des Glases mit seinen Maßen, Zeitpunkt und Ort des Erwerbs, der Kaufpreis (auch für die Versicherung!), eventuelle Literaturhinweise und möglichst auch ein oder mehrere Fotos. Eine Numerierung kann mit einem kleinen Aufkleber auf der Unterseite des Glases meist unauffällig angebracht werden. Man sollte sich tunlichst bei seiner Hausratversicherung erkundigen, ob und bis zu welcher Summe die gesammelten Schätze in die Versicherung eingeschlossen sind. Gegebenenfalls sollte man über eine Erhöhung der Versicherungssumme der Hausratversicherung nachdenken, denn der Abschluss einer speziellen Versicherung für die private Glassammlung ist auf jeden Fall teurer.



Zur Aufbewahrung der Gläser ist folgendes zu bemerken: Gläser dürfen auf keinen Fall der vollen Sonne ausgesetzt werden, da sich durch die intensive Sonneneinstrahlung die Farbe unwiederbringlich verändert. Die Aufbewahrung an einem möglichst staubfreien Platz vermeidet ein häufiges Reinigen, welches auch dem Glas, vor allem aber der Vergoldung schadet.



  • Zur Geschichte der Glasfabrik Theresienthal
  • Die traditionelle Römerform bis zur Biedermeierzeit
  • Besonderheiten bei der Herstellung von Römern
  • Zur Datierung der Entwürfe
  • Römer aus Theresienthal um 1840
  • Römer aus Theresienthal um 1890
  • Vom Historismus zum Jugendstil - Römer aus Theresienthal um 1907
  • Römer aus Theresienthal im 20. Jahrhundert
  • Theresienthal nach 2004
  • Identifikation und Zuschreibung
  • Fundorte
  • Hinweise für den Aufbau einer Sammlung
  • Literatur
  • Anekdoten aus dem Sammlerleben
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