Hinweise für den Aufbau einer Sammlung
"Sammler sein heißt, sein Herz hingeben, Sammler sein heißt, jedes Stück, das
man sich erworben hat, oft mit Schweiß und Tränen und unter Verzichten, so
zu lieben, als wäre es Teil von einem selbst. Sammler sein heißt, die große
Idee erkannt zu haben. Sammler sein heißt, einen Plan zu haben, nach dem
man vorgehen kann und Sammler sein heißt, Glück zu haben." H.R. Gruber
Zuallererst, was für jedes Sammlergebiet gilt: Ein Sammler sollte sich in seinem Gebiet
möglichst gut auskennen. Dazu
gehört das Studium der Fachliteratur, von Ausstellungskatalogen und wenn möglich alten
Preislisten, Firmenkatalogen etc..
Auch der Besuch von entsprechenden Sammlungen in Museen ist hilfreich, das Studium von Auktionskatalogen und die
Beobachtung von Auktionen, auch im Internet, ebenso das
Hinzuziehen von Zeitschriften wie z.B. „Weltkunst" und „Antiquitätenzeitung".
Man vergleiche regelmäßig die ausgelobten Preise mit den Ergebnissen und bald
kann man einschätzen, welche Preise
fair und angemessen sind. Meistens jedoch wird man aus seinem speziellen Sammelgebiet an
sämtlichen genannten Orten, wenn
überhaupt, immer nur wenige Objekte antreffen.
Dies gilt auch für die Römer aus Theresienthal, wobei hier zwischen den einzelnen Epochen (Historismus, Jugendstil sowie der
Zeit ab etwa 1930) deutliche Unterschiede festzustellen sind:
Römer aus der Zeit des Historismus werden am häufigsten in
klassischen Glasauktionen angeboten, nicht selten kann man auch bei Internetauktionen fündig werden. Hier ist immer Vorsicht
geboten, denn neben wirklich preiswerten Römern aus der Zeit des Historismus werden auch immer wieder Gläser aus Theresienthal
angeboten, die, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts produziert, aus Unwissenheit oder mit Absicht als Gläser
„vor 1900" ausgezeichnet und so bis an die einhundert Jahre künstlich gealtert werden. Schnäppchen bei Internetauktionen
ermöglichen oft diejenigen Anbieter, die nicht wissen, was sie verkaufen. Römer, die als „mit Himbeeren besetzter Glaspokal"
angeboten werden, werden auch von den Sammlern oft nur zufällig entdeckt. Entsprechend klein bleibt dann der Bieterkreis,
entsprechend niedrig auch der Preis, selbst wenn es sich um Raritäten handelt. Großer Nachteil der Internetauktionen:
Das Glas kann nicht in die Hand genommen und auf seinen Zustand hin überprüft werden. Auf Floh- und Antikmärkten, aber auch
bei Antiquitätenhändlern, sind originale theresienthaler Römer des Historismus dagegen nur selten zu finden, aber die Freude
an Jagd nach ihnen und die Hoffnung auf eine Entdeckung machen jede Enttäuschung über vergebliche Versuche
und die Mühen des zeitigen Aufstehens immer wieder wett.
Das Preisgefüge für die Römer des Historismus ist in den letzten Jahren relativ konstant geblieben. Die höchsten Preise sind
für bemalte Exemplare der Formen 486, 504, 542 und RAI zu zahlen und erreichen in der Spitze durchaus 300,--Euro für sehr gut
erhaltene Gläser und für seltene Dekorvarianten.
Für die
Römer des Jugendstils gelten dieselben Erfahrungen, allerdings kann man die Suche nach ihnen mit einigen
Erfolgsaussichten ausdehnen auf die Geschäfte und Auktionshäuser, die sich dem Design der vorletzten Jahrhundertwende
schwerpunktmäßig verschrieben haben. Anders als der Historismus erfreut sich die Epoche des Jugendstils auch bei den
Trinkgläsern einer großen Beliebtheit bei den Sammlern, was sich in der Zahl der mit diesem Thema befassten Händler und nicht
zuletzt auch im Preis der Objekte niederschlägt. Allerdings werden die Stengelgläser Theresienthals meist deutlich höher
bewertet als die zeitgleich entworfenen Römerformen. Spitzenpreise unter den Römergläsern des Jugendstils erzielt die Form
Dorica, andere Formen der Jahrhundertwende sind oft preiswerter zu erwerben als die Römer des Historismus.
Diejenigen
Römer, die in Theresienthal
nach etwa 1930 produziert wurden sind über Antiquitätengeschäfte und Antikauktionen so
gut wie nicht zu erhalten, sie sind eben keine Antiquitäten und haben auch nicht Designgeschichte geschrieben. Ausnahmen
machen da mitunter lediglich drittrangige Geschäfte und Auktionshäuser, die diese Römer aus
Theresienthal nicht selten fälschlicherweise
als Gläser einer früheren Epoche ansehen, meist ohne sie einer bestimmten Glashütte zuordnen
zu können.
Exemplare derjenigen
Römerformen, die in Theresienthal
bis zum vorläufigen Ende der Hütte im
Jahr 2001 und dann wieder
ab 2004
hergestellt wurden, lassen sich im
Glasfachhandel erwerben. Jene Römerformen, die, weil bei den Kunden beliebteste
Entwürfe, in großen Stückzahlen produziert und bis etwa 1995 vergleichsweise preiswert verkauft wurden (hierzu zählen in erster Linie die
Römer „Rhein", „Mosel" und „Saar"), finden sich aber immer wieder auch in Internetauktionen. Dort können
sie noch heute oft für einen Bruchteil des Listenpreises ersteigert werden.
Teurer ist ein Einkauf im Glasverkauf der Hütte, hier lassen sich dann aber auch
noch seltenere Exemplare aus der Produktion der achtziger und neunziger Jahre des vergangenen
Jahrhunderts erwerben.
Vorsicht ist immer geboten bei Zuschreibungen, die nicht nur von Laien, sondern immer wieder auch von Antiquitätenhändlern
wie auch von Auktionshäusern recht großzügig gehandhabt werden. Ist das angebotene Glas nicht durch Unterlagen der Glashütte,
Aufkleber, Ätz- bzw. Sandstrahlmarken oder Verkaufsbelege direkt zweifelsfrei zu identifizieren, bleibt es allein der Erfahrung des Sammlers
überlassen, sich ein Bild zu machen. Dies betrifft nicht allein die Zuordnung eines Glases zur Glashütte Theresienthal, als
vielmehr auch seine Zuordnung zu einer bestimmten Entstehungszeit.
Ob man sich beim Aufbau der Sammlung auf eine Epoche der Geschichte Theresienthals beschränkt, oder ob die Darstellung der
Entwicklung vom Historismus bis zur Postmoderne als reizvoll erkannt wird, immer gilt es von Anfang an eine Systematik zu
entwickeln, nach der die Sammlung strukturiert werden soll. Selbst innerhalb des eigentlich doch begrenzten Sammelgebietes der
Römer aus Theresienthal besteht leicht die Gefahr, sich zu verzetteln und eine Zahl von Gläsern anzuhäufen, die weder zum
Geldbeutel noch zum verfügbaren Raum passen will. Das Ziel, alle bekannten jemals von Theresienthal produzierten Römervarianten
sammeln zu wollen, scheitert unmittelbar an der Vielzahl der möglichen und von der Glashütte verwirklichten Varianten.
Multipliziert man allein die Zahl der bekannten Römerformen mit der Zahl der Farbvariationen der Glasmasse sowie mit der Zahl der möglichen
Dekore (Schliff und Malerei), so gelangt man ohne weiteres in einen mittleren vierstelligen Bereich. Solch eine Zahl von
Gläsern einer einzigen Glashütte auszustellen, bewältigen nicht einmal Glasmuseen. Beschränkung tut also Not, will man seine
Schätze nicht in Kisten auf dem Dachboden oder im Keller verstauen. Eine mögliche Form der Beschränkung ist, allein die
Formvarianten zu dokumentieren und dabei Dekor und Farbe in den Hintergrund treten zu lassen. So kann man jeweils ein schönes
Exemplar der jeweiligen Römerform seiner Sammlung zufügen und dabei leicht auch eine dreistellige Zahl von Gläsern zusammentragen.
Hierzu hat sich der Autor dieser Seiten entschlossen.
Eine andere Möglichkeit etwa wäre, sich auf bestimmte gemalte oder gravierte Dekore zu beschränken, die die Glashütte über
die Jahrzehnte hinweg immer wieder neu auf verschiedenen Glasformen aufgelegt hat.
Wie immer man sich auch entscheidet, man tut gut daran, seine Sammlung von Anfang an zu dokumentieren. Zu dieser Dokumentation
gehören eine möglichst genaue Beschreibung des Glases mit seinen Maßen, Zeitpunkt und Ort des Erwerbs, der Kaufpreis (auch für
die Versicherung!), eventuelle Literaturhinweise und möglichst auch ein oder mehrere Fotos. Eine Numerierung kann mit einem
kleinen Aufkleber auf der Unterseite des Glases meist unauffällig angebracht werden.
Man sollte sich tunlichst bei seiner Hausratversicherung erkundigen, ob und bis zu welcher Summe die gesammelten Schätze in
die Versicherung eingeschlossen sind. Gegebenenfalls sollte man über eine Erhöhung der Versicherungssumme der Hausratversicherung
nachdenken, denn der Abschluss einer speziellen Versicherung für die private Glassammlung ist auf jeden Fall
teurer.
Zur Aufbewahrung der Gläser ist folgendes zu bemerken: Gläser dürfen auf keinen Fall der vollen Sonne ausgesetzt werden, da
sich durch die intensive Sonneneinstrahlung die Farbe unwiederbringlich verändert. Die Aufbewahrung an einem möglichst
staubfreien Platz vermeidet ein häufiges Reinigen, welches auch dem Glas, vor allem aber der Vergoldung schadet.