Anekdoten eines Glassammlers
Höchst interessant sind bisweilen die Antworten, die ich ich erhalte, wenn ich den Anbieter eines
Glases frage, weshalb er die Idee habe, sein Glas stamme aus Theresienthal.
"Bitte entschuldigen Sie unser Versehen. Die im Katalog abgebildeten Gläser
stammen nicht aus Theresienthal sondern aus der Josephinenhütte!" So die Antwort eines ostwestfälischen
Auktionshauses auf meine Nachfrage. Dass die Gläser wohl nicht aus Theresienthal stammen,
war mir schon vorher klar, dass Sie aber aus der Josephinenhütte
stammen sollten, wer wäre darauf gekommen? Vermutlich besitzt dasselbe Auktionshaus, das
keinen Zugriff auf die nicht ganz selten Nachdrucke von Preislisten bzw. Katalogen aus Theresienthal hat ausgerechnet
Exemplare aus der Josephinenhütte, die bislang kaum irgendwo veröffentlicht sind? Oder spielen wir das Spiel
"Heiteres Glashüttenraten"?
Auf gleichem Niveau die Antwort einer Anbieterin bei ebay: "Die Gläser stammen aus dem Nachlass meiner Großmutter.
Ich kann beim besten Willen nicht jedes einzelne Glas nachschlagen! Die Gläser sehen alle
wie theresienthaler aus." "Oh wenn Du doch geschwiegen
hättest!" denke ich mir da. Aber grenzen solche Behauptungen wie die der Anbieterin nicht schon an Betrug?
Naja, mein Hobby soll mir ja Spaß machen, also Schwamm drüber! Und überhaupt, die Amerikaner sind da ja viel schlimmer:
Inzwischen besitze ich etwa ein Dutzend Römer, vor allem aus der kurzen Epoche des Jugendstils,
die ich in den USA erworben habe. Reimporte also, die von Theresienthal um die Jahrhundertwende
bis etwa 1914 in die Vereinigten Staaten exportiert wurden oder in späteren Jahren
ihren Weg als Antiquitäten in die USA gefunden haben. Nur: Als Gläser aus Theresienthal werden
sie seltenst angeboten. Meistens heißt es:"Moser-Style, Moser, Bohemian, Austria, Lobmeyr."
Immerhin, dem ostwestfälischen Auktionshaus in Merry Old Europe fällt da noch die Josephinenhütte ein!
Ja, und da war dann noch die Verkäuferin, die mir Römer der Form RAI (Rhein) anbot.
"Hergestellt vor 1800!" Auf meinen Hinweis, dass Theresienthal um 1800 noch gar nicht existierte,
erhielt ich nie eine Antwort. Warum auch? Es passte vermutlich nicht in ihr Weltbild.
Am 05.02.2005 bot ein Herr M.P. aus A. bei ebay zwei Historismus-Weinrömer aus "Theresienthal um 1889" an.
Auf meine Nachfrage, wie der Anbieter auf die theresienthaler Herkunft dieser Römer komme,
erhalte ich per email folgende Antwort:"Hallo Aus Überlieferung meiner Großeltern.
Schauen Sie mal in GOOGEL (sic!) bei Theresienthal!!!! Mfg M. P." Was will der Anbieter mir mit solch einer
Antwort sagen??? Alle Großeltern dieser Welt in Ehren, aber wenn ich mich auf die Überlieferungen
meiner von mir sehr geliebten Großmutter verlassen wollte, dann müsste ich heute z.B. Rheuma haben, weil
ich auch im Winter ohne Handschuhe Fahrrad fahre! Was natürlich sein könnte, aber auch dann noch
lange kein Beweis für die Richtigkeit der Überlieferung und die Schlüssigkeit ihrer These wäre.
Und wenn ich bei Google nach Theresienthal suche, dann entdecke ich bei der Bildersuche sehr viele Gläser, die ich auf meiner Homepage
veröffentlicht habe, aber nicht die Gläser des Anbieters M.P. aus A.. Ich habe darauf verzichtet,
Herrn M.P. aus A. meine Gedanken mitzuteilen.
Mit Datum vom 17.02.2005 bietet ein rh. aus Stuttgart bei ebay einen Römer der Form "Toscana"
aus Theresienthal an und datiert ihn als "uralt". Da ich mit der Bezeichnung ungenauen "uralt" so rein gar nichts anfangen kann,
-ich weiß, dass für Jugendliche alle Menschen über dreißig uralt scheinen, andererseits Gläser, die in den sechziger oder
siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden sind kaum als "uralt" gelten können,
sandte ich dem Anbieter eine email mit folgender Frage:"Was bitte ist "uralt"? Dieser Römer wurde von Theresienthal in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts produziert! Bin ich uralt, weil ich in den 60igern geboren wurde?" Die Antwort des
Anbieters, der sich damit für mich als seriöser Anbieter disqualifiziert hat, obwohl er
bisweilen recht interessante Gläser anbietet:"Was bitte ist eine "Frage"??,soll Das eine sein?
oder ist es Ihnen nur langweilig im tristen Münsterland??gääähhn..... Mein kleiner Römer fühlt sich URALT !!!und solche "Fragen"
machen ihn noch älter." Wieder ein Anbieter, der undifferenzierte Angaben macht und sich durch
seine Antwort dann als unqualifiziert oder aber absichtlich ungenaue Angaben machend (weil viele Käufer sich
nicht auskennen (wollen)?) zu entpuppen scheint.
Beschädigt oder nicht????
Ein Auktionshaus bietet im Frühling des Jahres 2010 ein Theresienthaler Glas an, das mit einem Glasfaden belegt ist.
Da ich nicht zur Besichtigung anreisen kann, erbitte ich einen Zustandsbericht, der wie folgt ausfällt:
"Der Goldrand ist minimal berieben. Ein Glasfaden fehlt in Teilen. Beschädigungen oder Bestoßungen sind nicht vorhanden."
Also ist ein in Teilen fehlender Glasfaden keine Beschädigung??? Da kann ich ja froh sein, dass diese Nebensächlichkeit
überhaupt erwähnt wurde. Für mich jedenfalls ist der in Teilen fehlende Glasfaden eine derart gravierende Beschädigung,
dass ich gerne auf dieses Glas verzichten werde.
Fortsetzung folgt