Jugendstilrömer aus den Preislisten von 1903 und 1907, die Elemente der traditionellen Römerform aufnehmen
Gezeigt werden neben den Römern aus der Preisliste von 1907 an dieser Stelle auch diejenigen Römer aus der Preisliste
von 1903, die aufgrund ihrer Formgebung und / oder Farbe oder Dekor der neuen Zeit zuzuschreiben sind.
Diejenigen Gläser aus der Preisliste von 1903, die noch in Gänze dem Historismus verhaftet sind, finden sich in der Regel
in der Rubrik der
Römer um 1890 . Der interessierte Leser wird sicher verzeihen, dass,
da die Übergänge oft fließend sind ,- manche eigentlich historistischen Formen wurden in den Farben und dem Dekor
des Jugendstils produziert und umgekehrt -, die Trennschärfe zwischen beiden Rubriken nicht bei 100% liegt.
Reine Stengelgläser, in dieser Zeit auch als "Römer" bezeichnet und neben die traditionellen Römerformen tretend bzw. diese
sogar verdrängend, erschließen sich über folgenden Link:
Stengelgläser
Römer Form "Urbernkastel", ohne bekannte Formnummer, aber mit Dekor 1528 (abgebildet auf dem Römer 1266/4 in der Preisliste
von 1903), entworfen um 1900, ca. 19cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 5,8cm, hellgrünes Glas (Uranglas), quergerippter gedrehter
Trompetenfuß, fast kugelförmige Kuppa mit sehr fein gemalter Blumenbordüre und Rautenmuster in Email. Hohlgeblasener Nodus zwischen zwei Diaboli mit drei
Rosettenuppen versehen. Goldringe an Kuppa und Fuß.
Römer Form "Urbernkastel" mit gest. Goldrand und Dekor XXXX
links: Römer Form 1274 aus der Preisliste von 1903 in der Variante "crystall, gedeckt Goldrand", Höhe ca. 17,7 cm,
Durchmesser der Kuppa ca. 7 cm. Die Gestaltung des siebenfach geschälten Schaftes ist konventionell und findet
sich identisch z.B. bei den Römern Form 1153 oder 1673, mit anders gestaltetem Fuß auch bei den Römern Form 1119,
1166, 1179 u.a.. Singulär erscheint die Form der Kuppa, die diesem Glas ein englisches Gepräge gibt.
rechts: Römer Form 1275 mit dem Dekor 1532, ca. 19,5 cm hoch, der trompetenförmig ausgestellte Hohlschaft ist mit einem
dünnen Faden aus Uranglas umsponnen.
Römer Form 1153 in der Preisliste von 1903, entworfen um 1901,
ca. 18,3cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 5,9 cm, pistache auf crystall, trompetenförmig ausgestellter
sechsfach geschälter Hohlfuß, Diabolo, ovale Kuppa mit feiner Gravur Laub
Römer aus dem Umkreis der Form 1153 mit unbekanntem Dekor und facettiertem Nodus, farblich und formal
ansonsten identisch mit dem gezeigten Römer 1153
Römer Form 1153 mit Dekor 1399
Römer 1153 "pistache auf crystall" mit Dekor 1399
Römer Form 1673 mit transp. und Golddekor 2068, abgebildet in der Preisliste von 1907,
ca. 20,6 cm hoch, Durchmesser der Kuppa oben ca. 6,8 cm,
farbloser sechsfach geschälter trompetenförmig ausgestellter Hohlschaft, Scheibe, schalenförmige im Zentrum unten
tropfenförmig auslaufende Kuppa mit transparentem stilisierten Blumendekor.
Römer Form 1146 in der Variante "pistache auf crystall, Laub D/20", abgebildet in der Preisliste von 1903,
entworfen etwa 1900, ca. 21 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 5,2 cm,
farbloser quergerippter trompetenförmiger Hohlfuß, Wellenband, Nodus mit drei Rosettennuppen, eiförmige Kuppa in
pistache mit Weinlaubgravur.
Form 1146 "crystall, Laub D/15 und gedeckt Goldrand"
Form 1146 "crystall, bunt Laub, gest. Goldrand"
Auch wenn die Farbe "Pistache" in der Preisliste von 1907 als Überfangfarbe beschrieben ist, so ist es dennoch falsch zu
suggerieren, in Theresienthal sei diese Farbe nur als Überfangfarbe verarbeitet worden, wie Warthorst es im Trödler&Sammler
12/2005 auf Seite 35 tut. Zahlreiche Gläser wie dieser Römer 1146, aber auch Exemplare des Römers Dorica I von
1907 beweisen das Gegenteil.
Madeirakelch Form 1119 mit Weinlaubdekor, abgebildet in der Preisliste von 1903,
entworfen vor 1900, ca. 15,5 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 5,3 cm,
farbloser sechsfach geschälter trompetenförmig ausgestellter massiver Schaft.
Römer, Formnummer 1214 in der Preisliste von 1903, "gelbgrün, Decor 1506, 1517 oder 1519", ca. 19,4cm hoch,
Durchmesser der Kuppa ca. 5,5cm,
trompetenförmig ausgestellter mit Goldrand belegter sechsfach geschälter Hohlfuß, zweifacher Diabolo
in der Mitte mit Wellenband belegt, Kuppa mit goldkonturierter transparenter Emailmalerei, Goldrand.
Römer, dito, crystall auf hellgrün, Decor 1532
Römer, dito, crystall auf gelbgrün, Decor 1506, 1517 oder 1519
Römer, dito, pistache auf crystall
Ein Glas dieser Form (allerdings ohne Bemalung) wird von Christian Jentsch (Der Glasfreund 22 (November 2006), Seite 21,
ebenso in Licht und Rausch S.120, dort allerdings mit vertauschten Zuordnungen der Formnummern) der Regenhütte zugeschrieben,
weil er glaubt, es in dem von Christiane Sellner veröffentlichten "Musterbuch" der Regenhütte unter der Formnummer 138
entdeckt zu haben und es der Farbe des Glases nach zu urteilen aus eben dieser Glashütte stammen müsse. Das bei Sellner, Gläserner Jugendstil aus Bayern, Seite 238 als Schwarzweißzeichnung
abgebildete Glas ist zwar formähnlich, aber nur die Preisliste von Theresienthal 1903 weist diese Glasform mit einem
sechsfach geschälten Schaft aus. Die sonst immer sehr detailgetreuen Zeichnungen aus der Regenhütte zeigen gerade
dieses Detail nicht. Sellner selbst allerdings sieht in der Form 138 aus Regenhütte einen rund 1 cm höheren Römer,
dessen Diabolo nicht wie mit einem Wellenband belegt ist sondern in seiner Mitte ein Band mit sternförmig ausgezogenen
Spitzen trägt. (Vergl. dazu die Abbildung in Gläsener Jugendstil aus Bayern, Seite 147.)
Ebenfalls sollte beachtet
werden, dass Sellner keineswegs ein Musterbuch veröffentlicht hat, sondern Inventurzeichnungen von Beständen im
Musterlager. Diese Inventur wurde ca. 1913 vorgenommen, also zu einer Zeit, als vermutlich ein großer Teil der noch am
Lager befindlichen Gläser bereits aus dem Sortiment und den Preislisten bzw. Musterbüchern genommen war. Und: Nicht alles,
was eine Glashütte in ihrem Musterlager aufhebt, muss notwendigerweise aus dieser Glashütte stammen. Dies belegen
z.B. die Originale von Preiscouranten aus Köln-Ehrenfeld und Buchenau und Gläser aus eben diesen Hütten, die sich noch heute
im ehemaligen Musterlager und Archiv Theresienthals, jetzt im Besitz der Gangkofner-KG, befinden. Wer also glaubt,
jedes Glas und jede Zeichnung der Glashütte zuschreiben zu können, in der der Fund gemacht wurde, geht fehl. Und wenn
von bestimmter Seite immer wieder zu Recht darauf hingewiesen wird, dass auf diesem Weg in die Sammlung des
Theresienthaler Glasmuseums nicht ausschließlich Theresienthaler Gläser Eingang gefunden haben, dann darf sicher mit
gleichem Recht angenommen werden, dass auch die Regenhütter Fabriksammlung Gläser aus anderen Glashütten enthalten hat,
die so auch Eingang in die Inventurzeichnungen gefunden haben können.
Römer, Formnummer 928 aus der Preisliste von 1903, Entwurf um 1895/96, ca. 19,2cm hoch,
Durchmesser der Kuppa ca. 5,4 cm, Ausführung "crystall, gedeckt Goldrand",
farbloses Glas, quergerippter gedrehter trompetenförmiger Fuß, Wellenband, Diabolo, Nodus ebenfalls spiralförmig
gerippt und mit drei Rosettennuppen versehen, Diabolo, Kuppa mit breitem Goldrand, schmaler Goldrand auch am
Ende des Schaftes.
Römer, dito, mit unbekanntem Dekor.
Ein der Form nach noch ganz dem Historismus verhafteter Römer, der in der Preisliste von 1903 in
16 Dekor- und Farbkombinationen angeboten wird.
Römer aus dem Umkreis von Form 1314 mit graviertem Laub,
entworfen um 1902, ca. 18,2 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 5,8 cm,
gelbgrüner (Uranglas) sechsfach geschälter Stengel auf Scheibenfuß, Rand mit Golddekor, Diabolo in der Mitte mit
Wellenband ("Krause") belegt, Kuppa mit "Pflaumenecken" und Weinlaubgravur.
Römer, dito, pistache auf crystall, rotlotgerändertes Golddekor
Römer, 18,1 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 7 cm, Entwurf um 1902, Formnummer 1263, angeboten in den
Preislisten von 1903 und 1907, Gravur 1498, hellgrüner quergerippter trompetenförmiger Fuß (Uranglas), facettierte Kuppa mit
Gravur.
Römer, dito, transparentes Weinlaub in dreifacher Wiederholung
Römer, Formnummer 1119, Preisliste 1903,
ca. 18,5 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6,3cm, farbloses Glas, sechsfach geschälter trompetenförmig
ausgestellter Hohlschaft, Diabolo, Kuppa mit goldkonturierten Blumenranken
in bunter Emailfarbe belegt, Rand der Kuppa und Fußrand mit Gold belegt; Dekor 1379 ist auch abgebildet in
Literatur: E.v.Kuenheim Stiftung, Theresienthal, Seite 156
Römer, Formnummer 1119, Preisliste 1903, ca. 18,6 cm, Durchmesser der Kuppa ca. 6,4 cm, farbloser sechsfach geschälter trompetenförmig
ausgestellter Hohlschaft, Diabolo, pistachefarbene Kuppa mit Gold- und Emailmalerei belegt,
Rand der Kuppa und Fußrand mit Gold belegt.
Römer Formnummer 1119, Dekor 1401
Römer, Formnummer 1119, Preisliste 1903, ca. 18,5 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6,3cm, farbloses Glas, sechsfach geschälter
trompetenförmig
ausgestellter Hohlschaft, Fuß mit Goldrand, Blätter in Transparenemail und Schwarzlot, Diabolo, Kuppa mit Veilchendekor (Dekor 1637/3)
in bunter Emailfarbe belegt, Goldrand; Dekor 1637/3 ist abgebildet in
Literatur: Warthorst, Theresienthal, Seite 39
Detailansicht der Kuppa.
Römer Formnummer 1119, hellgrüne Uranglaskuppa
Römer Formnummer 1119, antikgrüne Kuppa mit gedecktem Goldrand
Römer, unbekannte Formnummer Umkreis Form 1119, ca. 19,4 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 5,5cm, farbloser, sechsfach geschälter
trompetenförmig
ausgestellter Hohlschaft, facettierter Nodus, Diabolo, saftgrüne Kuppa