Römer aus Theresienthal
© Stephan Buse 2007-2009

Römer nach Vorlagen des Historismus







Römer, 13,4cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6cm, Form „RD" sog. hellgrünes Glas, trompetenförmiger quergerippter Hohlfuß, balusterartiger Hohlschaft, auf größtem Nodus drei Rosettennuppen, glatte Kuppa.
Diese Römerform ist belegt in der Preisliste von 1903, dann wieder für die Mitte der siebziger Jahre und in der Preisliste von 1981, später ist sie nicht mehr nachweisbar. Dieser Römer wurde mit gravierter oder glatter Kuppa entweder einfarbig („goldgelb", „hellgrün", „jagdgrün") oder mit farbloser Kuppa angeboten.



14,2 cm hoch, Durchmesser der Kuppa 7,2cm, um 2000, Form „Nahe" trompetenförmiger quergerippter Hohlfuß, abgesetzter Schaft mit drei Rosettennuppen, Kuppa aus farblosem Glas; je ein Exemplar mit Fuß und Schaft aus dunkelgrünblauem und topasfarbenem Glas;
Römer Nahe ca. 13,3 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 5,9cm, Kuppa mit Weinlaubgravur Die Römer „Nahe" sind belegt in einem Katalog Ausgangs der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts und Mitte der siebziger Jahre unter der Nummer „1095", wurden in Theresienthal bis 2001 hergestellt und in den Größen 1/8l und 0,2l angeboten. Die Formnummer spricht für eine Entstehung des Formentwurfs kurz vor 1900. Die stets farblose Kuppa sitzt auf einem bernsteinfarbenen oder hell-, jagd-, oder antikgrünem Schaft und ist entweder glatt oder mit den Gravouren „Laub" oder „Troubadour" versehen. Formal entspricht der Römer mit seinem Fuß, dem nuppenbesetzten Mittelteil und der schalenförmigen Kuppa einer traditionellen Auffassung des Römers.



Römer, 15,8cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6cm, nach 1980, trompetenförmiger glatter Hohlschaft mit acht Nuppenplatten, gewellter Ring als Abschluss des Schaftes, Kugelnodus zwischen zwei Scheiben, glatte Kuppa; mit topasfarbenen Nuppenplatten, gewelltem Ring und Scheiben; eckiger Aufkleber
Dieser "Ratsherr" benannte Römer wurde in Theresienthal nach 1980 produziert und ist noch im Sommer 2006 im Lagerverkauf aus der Konkursmasse erhältlich. Er erscheint in keiner bekannten Preisliste.
Ein formal ähnlicher Römer mit geschlossenem Fuß und größerer Kuppa stammt aus der Zeit vor 1980:
Römer, Form 3468, 15,2cm hoch, Durchmesser der Kuppa 7cm, um 1980 produziert und vom Erstbesitzer in der Glashütte erworben, trompetenförmiger glatter unten geschlossener Hohlschaft mit neun Nuppenplatten, zum unteren Ende des Schaftes hin gewelltes Glasband, den Standring alter Römer imitierend, gewelltes Band als Abschluss des Schaftes, Scheibennodus, Kuppa mit Handgravur „Alexander", farbloses Glas, Auflagen in blassem olivbraun.

Diese Römer nehmen eine Form wieder auf, die ihren Ursprung in der Zeit des Historismus hat. (Vergl. das dritte Glas.). Weder im Katalog „Das schöne Glas" Ausgangs der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts noch Mitte der siebziger Jahre ist diese Römerform zu finden, der mittlere Römer ist aber in einem Prospekt Theresienthals um 1980 verzeichnet.



Römer, 14, 7cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5cm, vor 1980, Form „Mosel" dunkelblaugrünes ( „jagdgrünes") Glas, Scheibenfuß, Hhlbalusterschaft, auf Nodus vier Rosettennuppen, Kuppa graviert mit Weinlaub;
Römer, 14,7cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,3cm, Form „Mosel", vor 1975, Ausführung christall-bernstein mit „Handarbeit Radgravour", sich nach unten verjüngender Hohlbalusterschaft auf Scheibenfuß; farblose gravierte Kuppa; auf oberstem Nodus drei farbige Rosettennuppen; als Ätzmarke ein in ein H gestelltes T.
Römer, dito, farblose Ausführung mit Handgravur „Laub"; unter dem Fuß die Krone als Ätzmarke, um 1995
Römer dieser Form sind belegt in einem Katalog Ausgangs der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts sowie Mitte der siebziger Jahre unter der Bezeichnung RA-II, einer Bezeichnung, die als handschriftlicher Nachtrag zu dieser Glasform bereits in der Preisliste von ca. 1885 auftaucht, und wurden bis zum Ende Theresienthals 2001 produziert. Sie zählen zu den im 20. Jahrhundert am weitesten verbreiteten Römern Theresienthals; viele Ausführungen haben eine farblose, häufig gravierte, Kuppa sowie Schaft und Fuß aus bernsteinfarbenen oder grünem (hell-, jagd-, antikgrün) Glas. Antikgrüne Exemplare aus der Zeit vor 1900 sind selten erhalten.



Römer, 18,1 cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,5cm, vor 1980, Form „Ruwer" dunkelblaugrünes (sog. „jagdgrünes") Glas, trompetenförmiger quergerippter Hohlfuß, auf gedrücktem Kugelnodus drei Rosettennuppen, Kuppa mit Weinlaubgravur;
Römer, dito, hellgrüner Schaft, farblose Kuppa mit Weinlaubgravur;
Römer, 17,2cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,8cm, nach 1980 vor 1986, entspricht der Form „Ruwer", bernsteinfarbener trompetenförmiger quergerippter Hohlfuß, auf gedrücktem Kugelnodus drei Rosettennuppen, unterhalb des Kugelnodus Einschnürung, wie sie beim Römer „Ruwer" nicht vorkommt, farblose Kuppa mit Weinlaubgravur;
Römer der Form „Ruwer" sind belegt in einem Katalog Ausgangs der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts und Mitte der siebziger Jahre unter der Nummer „1094" und finden sich nicht mehr in der Preisliste von 1996; zuvor gibt es Ausführungen mit farbloser, häufig gravierter, Kuppa sowie Schaft und Fuß aus bernsteinfarbenen oder grünem (hell-, jagd-, antikgrün) Glas. Die Formnummer lässt den ursprünglichen Entwurf auf kurz vor 1900 datieren.




Römer, 18,6cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,8cm, um 1995, Form „Rhein" farbloser Hohlbalusterschaft auf Scheibenfuß, auf oberstem der fünf Nodi vier Rosettennuppen, imitiertes Zwackelband, Kuppa aus dunkelrosa Glas
Römer, wie Nr. 106 Kuppa aber topasfarbene Kuppa
Römer, 18,7cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,8cm, um 1990, Form „Rhein", jagdgrünes Glas Hohlbalusterschaft auf Scheibenfuß, auf oberstem der Nodi vier Rosettennuppen, imitiertes Zwackelband, Kuppa graviert mit Weinranken, unter dem Fuß Ätzmarke (Krone), Aufkleber „Theresienthal, Bavaria 1421, Handgravour"
Römer, 18,5cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6cm, topasfarbener, sich nach unten verjüngender Hohlbalusterschaft auf Scheibenfuß; vier Beerennuppen am obersten Nodus, farblose Kuppa mit Gravur (Weinranken etc.)


Der Römer „Rhein" ist belegt in einem Katalog Ausgangs der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts und Mitte der siebziger Jahre unter der Nummer RA-I, einer Bezeichnung, die als handschriftlicher Nachtrag bereits in der Preisliste von ca. 1885 auftaucht, und wurde von Theresienthal bis ins Jahr 2001 angeboten. Er zählt zu den am weitesten verbreiteten Formen und ist die große Variante des Römers „Mosel" (RA-II). Fast unverändert wurde er bereits seit 1885 produziert, anfangs statt der flachen Fußplatte mit einem Hohlfuß, und seine Form findet Entsprechungen in den Programmen vieler Glashütten der damaligen Zeit. Ihre Verbreitung fand diese Römerform hauptsächlich im süddeutschen Raum. In der Preisliste von 1957 werden die Römer Rhein und Mosel auch im Sechsersatz mit farbig sortierten Kelchen angeboten. Diese Gläser waren hauptsächlich für den Export bestimmt und sind heute mitunter auf Sammlermärkten in den Vereinigten Staaten zu finden. Literatur: Merker, Seite 96f.



Römer, 20,4cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,8cm, 1988, Form „Palais" farbloses Glas, Scheibenfuß mit Goldrand, optisch gedrehter Stiel sich nach oben verbreiternd, gewelltes Glasband, Kuppa mit goldkonturierter Emaillemalerei versehen (Dekor „Florenz"), signiert S.S.88, Goldrand;

Römer, dito, Dekor 1642, nach 1970.



links: Römer,wie oben, Dekor Mignon, signiert G.S.79 rechts: Römer,wie oben, Dekor Gloriette, signiert W.J. 1980, zwei Aufkleber, Marke TH,


Der Römer „Palais", seit Anfang der achtziger Jahre des verg. Jahrhunderts zunächst unter der Bezeichnung „Barockrömer" im Angebot, geht auf eine späthistoristische Form (Form 1202 in der Preisliste von 1903) zurück und wurde mit verschiedenen handgemalten Dekoren angeboten. Er zählt zu den selteneren und teuersten (in der Preisliste von 1993 mit DM 259,--, 2007 mit 245,-- Euro) Gläsern der Römerkollektion Theresienthals. Vergleiche hierzu auch die Abbildungen im theresienthaler Römerprospekt um 1980. Literatur: Warthorst, Seite 13.



Römer, ca. 19,7 cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6cm, vom Erstbesitzer als Musterglas um 1980 in der Glashütte erhalten, für dieses Herstellungsdatum spricht auch der Aufkleber; farbloses Glas, Scheibenfuß, schlanker Hohlschaft mit acht Nodi, auf oberstem gedrücktem Kugelnodus drei Rosettennuppen, Kuppa mit Weinlaubgravur.
Römer, dito, jagdgrüner Fuß und Schaft, farblose glatte Kuppa
Römer, dito, farbloser Fuß und Schaft, hellgrüne Kuppa
Römer, dito, farbloser Fuß und Schaft, rosa Kuppa
Diese Römerform erscheint in den Katalogen Ausgangs der fünfziger Jahre und Mitte der siebziger Jahre sowie in der Preisliste von 1981 als Modell „767". In der Preisliste von 1986 fand diese Römerform keine Aufnahme mehr und wurde auch später nicht mehr produziert. Neben den üblichen Farben wurden diese Römer auch 6-farbig sortiert angeboten, d.h. mit der Kuppa in zwei Rottönen, Blau, Hell- und Jagdgrün sowie bernsteinfarben. Die Modellnummer 767 lässt auf eine Entstehung dieses Entwurfs um 1895 schließen.




Römer, 15,8cm hoch, Durchmesser der Kuppa 7,4cm, um 1980 in Theresienthal vom Erstbesitzer (Handelsvertreter für Theresienthal) als Musterglas erhalten; antikgrün, trompetenförmig ausgestellter quergerippter Fuß, umgekehrt tropfenförmiger Hohlschaft, mit Glas- fäden in Form romanischer Kirchenfenster belegt, Scheibennodus, glatte Kuppa;
Ein formal identischer Römer ist abgebildet in der Preisliste von ca. 1890 mit der Formnummer 570, ebenso in einem NAchtrag von ca. 1893 und in der Preisliste von 1903. Im 20. Jahrhundert ist er belegt in einem Prospekt der Glashütte um 1980



Römer, 12,8cm hoch, Durchmesser der Kuppa 7cm, 1986, Form „Toscana", olivgrünes Glas, trompetenförmiger quergerippter Hohlfuß, trichterförmige, leicht geschwungene Kuppa, unten mit gewelltem Glasband belegt, Kuppa mit goldkonturierter Emaillemalerei „Florenz", versehen, Signaturen der Maler
Römer, 12,8cm hoch, Durchmesser der Kuppa 7cm, vor 1980, Form „Toscana", sog. hellgrünes Glas, trompetenförmiger quergerippter Hohlfuß, trichterförmige, leicht geschwungene Kuppa, unten mit gewelltem Glasband belegt, Kuppa graviert mit Weinlaub, Gravour „Castello";
Der Weinrömer „Toscana" ist weder belegt in einem Katalog Ausgangs der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts noch Mitte der siebziger Jahre. Der älteste Nachweis für diesen Römer findet sich in einem Prospekt der Glashütte aus ca. 1981. Dort trägt er die Nummer 918, was auf eine Entstehung des Entwurfs um 1894/95 hindeutet. Er wurde in Theresienthal bis 2001 angeboten, zuletzt nur mit farbloser Kuppa in den Varianten mit antikgrünem oder bernsteinfarbenen Fuß, diese auch mit der Handgravour „Castello", jene nur mit glatter Kuppa. Formal ist dieser Römer identisch mit dem „Römer, spitze Form", den die Glashütte in Köln-Ehrenfeld in den Preiscouranten von 1881 und 1886 unter den Nummern 20 bzw. 30 (vergl. Schäfke Seite 43 und 94), allerdings mit gesponnenem, nicht in die Form geblasenem, Fuß anbot.

Formähnliche Gläser mit Nuppenplatten anstelle des Wellenbandes: Diese Glasform trägt in der Preisliste von 1903 die Formnummer 1069 nachzuweisen:




Römer, 12,6cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6,8 cm, vor 1980, Formnummer 1069 im Katalog von 1903, sog. hellgrünes Glas, trompetenförmiger quergerippter Hohlfuß, trichterförmige, leicht geschwungene Kuppa, unten mit vier Nuppenplatten belegt, Kuppa graviert mit Weinlaub



Römer, 12,9cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6,5cm, um 1980, Schaft und Fuß aus olivgrünem Glas, glockenförmig aufgetriebener Hohlfuß mit theresienthaler Krone, spiralförmig gerippter Balusterschaft, auf oberem Nodus vier Rosetten- nuppen, glatte Kuppa aus farblosem Glas; Dieser Römer erscheint unter der Nummer „909" einzig in einem Katalog, den die Glashütte Mitte der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts herausgab. Die Formnummer 909 lässt den ursprünglichen Entwurf um 1894 datieren.
Ein formal sehr ähnlicher Römer, allerdings mit glattem Balusterschaft und Nuppen wie beim Römer „Rüdesheim" wird in der Preisliste von 1993 als Römer „Markgraf" angeboten:
Römer, 12,3cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6,4cm, nach 1980, unbekannte Form, Hohlbalusterschaft und Kuppa aus farblosem Glas, aufgetriebener Scheibenfuß, geschnürter Nodus unter der Kuppa und Nuppen aus topasfarbenem Glas, unter dem Fuß theresienthaler Krone als Ätzmarke.
Der Römer „Markgraf" ist nur in die Preisliste von 1993 aufgenommen worden, und zwar in der Variante "christall-bernstein", nicht in die Preisliste von 1986 und nicht mehr in die Preisliste von 1996.



Römer, ca. 17,1cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 8,6cm, „Jahresrömer 1998", Exemplar 162 von 2000 produzierten Gläsern, antikgrünes Glas, trompetenförmig ausgestellter Hohlschaft, gewelltes Glasband, den Standring des Vorbildes (Nr. 1-4 der Preisliste von 1885) imitierend, neun Rosettennuppen, Jahreszahl 1998, Theresienthal-Signet, auf der Kuppa goldkonturierte polychrome Emaillemalerei (umlaufende Blütenranken) im Stil des Historismus, vergoldeter Lippenrand, goldenes Band oberhalb des Standrings
Römer, ca. 16,7 cm hoch, Durchmessser der Kuppa ca. 7,7cm, „Jahresrömer 2000", Exemplar 162 von 2000 produzierten Gläsern, antikgrünes Glas, trompetenförmig ausgestellter Hohlschaft, gewelltes Glas- band, den Standring des Vorbildes imitierend, neun Rosettennuppen, Jahreszahl 2000, Theresienthal-Signet, rote Sterne mit weißem Mittelpunkt auf dem Schaft, auf der Kuppa goldkonturierte polychrome Emaillemalerei (umlaufende Blütenranken) im Stil des Historismus, vergoldeter Lippenrand, doppeltes goldenes mit blauroter Girlande gefülltes Band oberhalb des Standrings, dito zum Rand der Kuppa hin. Dieser Römer hat sein direktes Vorbild im Römer 1/504 der Preisliste von ca. 1890 (mit „feiner Malerei")
Römer, 17,3cm hoch, Durchmesser der Kuppa 7,5cm, „Jahresrömer 1999", Exemplar 371 von 2000 produzierten Gläsern; antikgrünes Glas, trompetenförmig ausgestellter Hohlschaft, gewelltes Glasband, den Standring des Vorbildes (Nr. 1-4 der Preisliste von ca. 1885) imitierend, neun Rosettennuppen, Jahreszahl 1999, Theresienthal-Signet, auf dem Schaft goldenes Band sowie Punkte aus weißen und blauen Emaillefarben; Kuppa im Stil des Historismus mit umlaufenden Ranken aus braunkonturierter Goldfarbe belegt, dazwischen Tupfen aus weißen und blauem Emaille; Dekor „Diadem", vergoldeter Lippenrand

Mit den Jahresrömern, die Theresienthal seit 1998 als „historische Römerpokale" anbot, kehrte die Glashütte Theresienthal in ihren schwersten Jahren zu den Gläsern zurück, die einst am Anfang der Römerkollektion aus der Blütezeit des Historismus standen. Der Jahresrömer 2000 ist nicht nur form- sondern auch dekorgleich mit dem Römer, der in der Preisliste von ca.1890 die Römerkollektion als Nummer 1 eröffnete. Zufall oder Fügung? Jedenfalls war es das Repertoire des Historismus, das dieser großen Glashütte in zwei Jahrhunderten eine besondere Identität verlieh und man mag vermuten, dass es unter anderem auch das Festhalten an eben diesen alten Formen und Dekoren war, dass der Glashütte den Weg zu den Kunden der sogenannten postmodernen Zeit sehr erschwerte. Offenbar war der Anspruch „Antiquitäten von morgen" zu produzieren nicht mehr in Einklang zu bringen mit den zu erzielenden Verkaufspreisen. Wie viele Gläser der auf 2000 Exemplare angelegten Auflage wirklich produziert wurden, wie viele der produzierten Römer dann auch für einen Preis von mehr als 250,--Euro verkauft werden konnten, ist unbekannt. Bedauerlicherweise kommt es nicht zu einer Fortsetzung dieser Serie mit anderen Römerformen des Historismus.



Römer, 10 cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6cm, um 1990, Form „Saar", mit dunkelblau („jagd-„) grünem Scheibenfuß, zur glatten Kuppa hin offener Hohlschaft aus farblosem Glas, mit vier farbigen Rosettennuppen und gezwacktem Band;
dito mit topasfarbenen Nuppen, Fuß und Band, Kuppa graviert, Anfang der 70er Jahre, topasfarbener Fuß, Nuppen und Band, Gravur „Troubadour" Literatur: Merker, Seite 96f.
Römer, 18,8cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,1cm, um 1970, topasfarbener Scheibenfuß, auf farblosem zylindrischen Schaft drei topasfarbene Rosettennuppen, zur Kuppa hin durch aufgelegtes topasfarbenes gezwacktes Glasband abgeschlossen, farblose tichterförmige Kuppa mit Weinlaub graviert; auf dem Fuß Aufschrift „Gerhardt Sekt"; im Aufbau erinnert das Glas an den Römer „Saar". Moussiering

Der Römer „Saar" findet sich in einem Katalog Ausgangs der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts und Mitte der siebziger Jahre unter der Formnummer 506 und wurde in Theresienthal bis ins Jahr 2001 in zwei Größen (1/8l und 0,2l) produziert. Aus den siebziger Jahren stammen Varianten mit anderen Kuppaformen. Kuppa und Schaft sind immer aus einer Glasblase aus farblosen Glas geformt, Fuß und Auflagen gibt es in den Varianten bernstein, hell-, jagd-, und antikgrün. Die Formnummer 506 datiert den ursprünglichen Entwurf um 1885. In der bernsteinfarbenen Variante wurde dieser Römer von Theresienthal mit der Aufschrift „Gerhardt Sekt / Wein" oder „Herrgotts-Tröpfchen" für Werbezwecke der Weinfirmen produziert. Nicht in den Proportionen und mit dem Scheibenfuß, wohl aber mit der zum Schaft hin offenen Kuppa nimmt der Römer „Saar" ein Element der Römerform auf, wie es bereits im 17. Jahrhundert bestand.



Römer, ca. 12cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 5,5cm, Form „875" grünes Glas, quergerippter Hohlfuß, eiförmige zum Schaft hin offene Kuppa; drei Rosettennuppen auf dem Schaft, der Schaft wird zur Kuppa hin durch aufgelegtes Radband abgegrenzt, Gravur „Castello". Diese Römerform ist bisher nur belegt in dem Katalog „Das schöne Glas" aus den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Entwurfsnummer weist allerdings auf eine Entstehung des Entwurfs um 1895 hin.



Römer, unbekannte Formnummer, um 1970, ca. 18,5cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6,4cm, topasfarbener quergerippter gedrehter Hohlschaft, geschnürter Nodus, farbloser Glasreifen mit drei farbigen Rosettennuppen belegt, farblose Kuppa mit theresienthaler Gravur



  • Zur Geschichte der Glasfabrik Theresienthal
  • Die traditionelle Römerform bis zur Biedermeierzeit
  • Besonderheiten bei der Herstellung von Römern
  • Zur Datierung der Entwürfe
  • Römer aus Theresienthal um 1840
  • Römer aus Theresienthal um 1890
  • Vom Historismus zum Jugendstil - Römer aus Theresienthal um 1907
  • Römer aus Theresienthal im 20. Jahrhundert
  • Identifikation und Zuschreibung
  • Fundorte
  • Hinweise für den Aufbau einer Sammlung
  • Literatur
  • Anekdoten aus dem Sammlerleben
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