Römer aus Theresienthal
© Stephan Buse 2007-2012

Balusterrömer







Römer RAI mit blauem und Alabaster-Fuß







Fünf Ausführungen eines bislang keiner Formnummer zuzuordnender Römer, der aber aufgrund des Dekors der ersten drei Exemplare (Malereidekor und Schliffdekor) und weiterer Merkmale sicher Theresienthal zuzuschreiben ist. Die Varianten vier und fünf zeigen Theresienthaler Dekore, die in den bekannten Preislisten bislang nicht zu finden sind. Variante drei und vier offenbaren am Ansatz des Schaftes auf dem Fuß was passiert, wenn die Glasmasse heißer bzw. zu heiß verarbeitet wird.



Römer, 18,5cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6,2 cm, um 1890, farbloses lüstriertes Glas, glockenförmig gewölbter Hohlfuß, hohler Balusterschaft, größter Nodus mittig mit drei Rosettennuppen belegt, Kuppa zum obersten Nodus hin offen.






Römer 666/I mit Schnitt 1009









Römer Form 544, farbloses Glas ("crystall"), Höhe ca.17 cm, Durchmesser der Kuppa ca. 7,5 cm, quergerippter Hohlbalusterschaft, in der Mitte Nodus mit vier Rosettennuppen, sechs Rosettennuppen auf der gebauchten Kuppa. Goldmalerei mit emaillierten Blütenranken, vergoldeter Lippenrand.
Es handelt sich hier um eine seltenere Variante der Form 544, wieder einmal als Glas von Heckert statt als Theresienthaler Römer angeboten.
Form 544 antikgrün mit türkisfarbenen Nuppen und Widmung "Der Stammtisch s/l Adolph Flake"



Römer, Nr. 56 im Nachtrag von 1893 (Seite 34), ca. 10 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6,5cm, antikgrünes Glas, leicht gewölbter Scheibenfuß, Balusterschaft, vier Nuppenplatten auf gedrücktem Kugelnodus, Kuppa mit umlaufenden Blütenranken in polychromer Emailmalerei. Ehemals Sammlung Dr. Arendt. Ein form- und dekoridentisches Glas ist abgebildet in: Sellner (Hrsg.), Der Gläserne Wald, Seite 41 und im Glasmuseum Frauenau ausgestellt.





Römer unbekannter Formnummer, ca. 18,1cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca.6,2cm, antikgrünes Glas, Hohlfuß aus zwei konzentrischen Scheiben, hohlgeblasener Balusterschaft, auf unterstem und obersten Nodus je drei Rosettennuppen, auf der Kuppa vorne das Münchner Kindel in Emailmalerei, rückseitig die gravierte Widmung " W. Fröhlich s/l. U. Scheven z. fr. Erg. München S.S. 91."





Römer Formnummer 915, entworfen etwa 1894, ca. 18,5cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca.6,7cm, antikgrünes Glas, Kuppa mit Weinlaubgravur mit theresienthaltypischer dreiadriger Ranke, Diabolo, längsgerippter Hohlschaft, Diabolo, gewölbter Scheibenfuß. Die Formnummer ist in keiner der bekannten Preislisten um 1900 belegt, wohl aber in einem Prospekt der Glashütte aus der Zeit um 1970, der viele damals neuaufgelegte Römerformen zeigt. Identisches Glas befindet sich in der ehemaligen Mustersammlung der Glashütte Theresienthal, heute ausgestellt im Museum der Gangkofner KG.





Römer unbekannter Formnummer, ca. 13,5cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca.7,3cm, antikgrünes Glas, Kuppa mit Weinlaubätzung, hohler zum Fuß hin offener Balusterschaft, Nodi mit jeweils vier Rosettennuppen, hochgewölbter Fuß. Identisches Glas befindet sich in der ehemaligen Mustersammlung der Glashütte Theresienthal, heute ausgestellt im Museum der Gangkofner KG.
Römer, dito, mit emailgemalter Devise "Ein froher Gast, ist nie zur Last"


Römer um 1893, Formnummer 855 in der Preisliste von 1903, Höhe ca. 20,6 cm, Durchmesser der Kuppa ca.5,8cm, antikgrünes Glas, gewölbter Hohlfuß, hohler Balusterschaft auf unterstem und oberstem Nodus mit drei Rosettennuppen, Kuppa mit Weinlaubgravur



Römer, ca. 18,9cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca.15,8cm, antikgrünes Glas, Kuppa mit feiner Weinlaubgravur, Zwackelband unterhalb der Kuppa, Nodus mit sechs Rosettennuppen, mit Glasfaden belegter tropfenförmiger Hohlschaft, nach oben und unten durch ein Zwackelband abgeschlossen, gewölbter Scheibenfuß mit hochgeschlagenem Rand und mit vier Rosettennuppen belegt
Identische Römer werden im Passauer Glasmuseum gezeigt und dort fälschlicherweise der Firma Heckert zugeschrieben.



Römer 666II, olivbraunes Glas, 16cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6cm, um 1891 mehrfach gegliedeter Hohlbalusterschaft mit Nuppen-(Platten) Auflage (2x4) auf auf zwei Kugelnodi, gewölbter Glockenfuß; auf der Kuppa Wappen in Gold- und Emaillefarbe;
Römer 666I in einem Musterblatt von ca. 1895;
Römer 666I, abgebildet in der Preisliste von 1903, entworfen ca. 1891, ca. 19,3cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6,2cm, mit Emaildekor, mehrfach gegliedeter Hohlbalusterschaft mit Nuppen- (Platten) Auflage (2x4) auf zwei Kugelnodi, gewölbter Glockenfuß; Lippenrand vergoldet, Goldbänder auf dem Fuß und auf vier Nodi des Schaftes;
Römer, dito, lüstriertes Glas;





Römer 666II, olivbraunes Glas, ca. 16 cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6 cm, um 1891 mehrfach gegliedeter Hohlbalusterschaft mit Nuppen-(Platten) Auflage (2x4) auf zwei Kugelnodi, gewölbter Glockenfuß; auf der Kuppa polychrome Blütenmalerei
Römer 666I, Dekor 1223 ("Trianon"), ca. 19,3cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6,2cm, um 1891, Formnummer 42 bzw. 666I in der Preisliste von 1903, lüstriertes Glas, mehrfach gegliedeter Hohlbalusterschaft mit Nuppen- (Platten) Auflage (2x4) auf zwei Kugelnodi, gewölbter Glockenfuß; Lippenrand vergoldet, Goldbänder auf dem Fuß und auf vier Nodi des Schaftes. Dieses Glas wurde über ebay in den USA erworben. Dort war es als "Moser-Glas" ausgelobt.
Abbildung aus altem Musterblatt
Details des Dekors Trianon auf folgender Seite: Blüten- und Rankenwerk.
Römer dieser Form erscheinen nicht in der Preisliste von ca. 1890, wohl aber in der Preisliste von 1903 erste Seite der Preisliste von 1903 der Glashütte Theresienthal. Der Entwurf ist in das Jahr 1891 zu datieren.
Literatur:"Glaskunst vom Empire bis zum Historismus", 1988, S. 202 Hier wird von Sabine Baumgärtner ein identischer Römer der Firma Fritz Heckert zugeordnet, ohne dass diese Form in bekannten Musterblättern der Firma Heckert nachzuweisen wäre.



Römer RAI, 18,7cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,6cm, um 1885, mittelolivgelber sich nach unten verjüngender Hohlbalusterschaft, vier Rosettennuppen auf oberstem Nodus, Hohlfuß wie er in Theresienthal nur bei frühen Römern üblich war; Emaillebemalung, rostrote Ringe und Ringe aus weißen Tupfen in theresienthaltypischer Anordnung, auf der Kuppa der Spruch: „Was den Geist erfreut, thut dem Leib` kein Leid.", unterhalb der Kuppa aufgelegtes rippengeprägtes Band,

Römer, 18,3cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,9cm, 1886, Form RAI, sich nach unten verjüngender Hohlbalusterschaft, vier Rosettennuppen auf oberstem Nodus, Hohlfuß, auf der Kuppa Emailmalerei mit Weinranken und dem Großen Fass des Heidelberger Schlosses, rückseitig „500 jähriges Jubiläum 1886" (1386 wurde die Heidelberger Universität gegründet),

Römer, 18,8cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,9cm, um 1885, Form wie RAI , in den Details entspricht dieser Römer den vorherigen Gläsern, allein die Farbe des Glases ist ungewöhnlich. Im Passauer Glasmuseum (Historismus Vitrine 120) wird ein beinahe identischer Römer mit der Harrachschen Glashütte Neuwelt im Riesengebirge in Verbindung gebracht.
Die ersten beiden Römer sind zwei recht frühe Exemplare jener Römer, die als Modell RAI und ab etwa 1986 als Modell „Rhein" in den Handel kamen. Fast unverändert wurden sie mehr als einhundert Jahre lang produziert, anfangs statt einer flachen Fußplatte mit einem gewölbten Hohlfuß (Dieser hat einen senkrechten Rand; bei formähnlichen Römern aus Buchenau etwa ist der Rand des Hohlfußes kreisförmig ausgebildet).
Ein weiteres Merkmal zu Unterscheidung dieser Römer von formähnlichen Gläsern aus Buchenau: die Rippenprägung unterhalb der Kuppa als Reminiszenz an das rippengeprägte Glasband, das bei den traditionellen Römern früherer Jahrhunderte den Übergang der Kuppa zum Schaft markierte.
Die Glashütte von Villeroy & Boch in Wadgassen stellte ebenfalls formähnliche Römer her, allerdings wie Buchenau ohne die Rippenprägung unterhalb der Kuppa und vermutlich mit verwärmtem Kupparand (vergl.: Jentsch in Weltkunst 11/1998, Seite 2435ff.). Diese Römerform findet Entsprechungen in den Programmen vieler auch unbekannter Glashütten der damaligen Zeit, allerdings nicht im Programm der Glashütte in Köln-Ehrenfeld. Dies lässt den Schluss zu, dass es sich um einen recht jungen Entwurf handelt, der keine Vorbilder in den Museen seiner Zeit hatte.
Ihre Verbreitung fand diese Römerform hauptsächlich im süddeutschen Raum, ihr Ursprung ist nicht nachweisbar. Zwei nur wenige Jahre jüngere Exemplare des Römers RAI aus der Glashütte Theresienthal stellen die folgenden Römer dar:



Römer RAI, 18cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,7cm, um 1890, mit typischer Emaillebemalung auf der Kuppa, Goldrand auf mittlerem Nodus abgerieben; aufgelegtes rippengeprägtes Band unterhalb der Kuppa ersetzt durch rippengeprägten Glasposten
Römer RAI, dito, 18,7cm hoch, kreisförmige Emaillepunktierung auf dem Fuß in geringerem Durchmesser , Vergoldung sehr gut erhalten, Glas etwas bräunlicher.
Römer RAI, dito, 18,5 cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,6cm, Emaillebemalung auf der Kuppa





Römer, Formnummer 767, 19 cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6 cm, um 1895, antikgrünes Glas,leicht gewölbter Scheibenfuß mit Goldrand, sich nach unten verjüngender Balusterschaft mit zwei Goldringen, Kugelnodusnodus mit drei emailbemalten Rosettennuppen, Kuppa mit Rankenfries aus polychromer Emailmalerei.



Römer 544, bernsteinfarbenes Glas, Höhe 17 cm, Durchmesser der Kuppa 7,5 cm, quergerippter Hohlbalusterschaft, in der Mitte Nodus mit vier Rosettennuppen, sechs Rosettennuppen auf der gebauchten Kuppa. Breite Bordüre mit eingerollten Blütenranken in sehr feiner Gold- und Emaillemalerei, vergoldeter Lippenrand.



Römer 544, bernsteinfarbenes Glas, 18cm hoch, Durchmesser der Kuppa 8,3cm, Hohlbalusterschaft, in der Mitte Nodus mit sechs Rosettennuppen, acht Rosettennuppen auf der gebauchten Kuppa. Abbildung des Heidelbergers Fasses mit Weinranke in Emaillemalerei, auf der Rückseite der Vers: „Alt Heidelberg, du Feine,....."
Römer 544, dito, aber mit breiter Bordüre aus eingerollten Blütenranken in sehr feiner Gold- und Emaillemalerei, vergoldeter Lippenrand Dieser Römer wurde in Crystall mit gelben Auflagen und in antikgrün angeboten. Er ist, folgt man den Numerierungen der Preisliste, das älteste belegte Beispiel unter den theresienthaler Römern, das die ursprüngliche Römerform zugunsten eines sehr stark gegliederten Schaftes mit einem Scheibenfuß (Fuß und Schaft sind aus einer Glasblase geformt) verläßt. Für diese Römerform sind bisher keine formgleichen Ausführungen anderer Glashütten belegbar. Ungewöhnlich und für die Glasform des Römers ohne historische Vorlage: die Nuppen auf der Kuppa. Ein anderer Römer mit Nuppen auf der Kuppa: der etwa zur gleichen Zeit entstandene Römer „Brunhilde" aus Wadgassen(), der nicht mit dem gleichnamigen Römer aus Köln-Ehrenfeld zu verwechseln ist. Literatur: Struss, Trinkgläser, Seite 175




Römer, 19,5cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6 cm, um 1890, mittelolivgelber sich nach unten verjüngender Hohlbalusterschaft, vier türkisfarbene Rosettennuppen auf dem obersten Nodus, der Scheibenfuß läuft zum Schaft hin in einen türkisfarbenen Scheibennodus aus., unterhalb der sehr fein gravierten (Weinranken, -blätter und -trauben), farblosen Kuppa ein imitiertes türkisfarbenes Zwackelband
Die Typologie der Form dieses Römers entspricht dem Römer RAI, er wirkt jedoch schlanker und eleganter.
Indizien für eine Entstehung dieses in der Fertigung aufwendigeren Römers in der Glashütte Theresienthal: die Rippenprägung unterhalb der Kuppa sowie die Kombination von antikgrünem mit türkisfarbenem Glas. Die Form ist in keinem bekannten Dokument belegt.



Römer, Form 714 in der Preisliste von 1903, Entwurf 1892,16cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,3cm, champagnerfarben lüstriertes Glas; unterhalb der Kuppa drei kleinerwerdende gedrückte Nodi, Kugelnodus mit sechs Rosettennuppen, mittig verdickter säulenförmiger Schaft mit Glasspirale belegt, zum Fuß hin offener Nodus, ungewöhnlicher zweistufiger Hohlfuß aus reifenförmigem Ring und Standring größeren Durchmessers;
Römer in grüner Variante mit Weinlaubgravur abgebildet auf einer bisher unveröffentlichten farbigen Mustertafel der Glashütte Theresienthal.
Römer, dito, antikgrün, Weinrankengravur;
Zwei handwerkliche Besonderheiten bzw. Schwierigkeiten zeigt diese Römer: den zur Spirale gewickelten Glasfaden auf dem Schaft, sowie den ungewöhnlich geformten Hohlfuß, der nicht leicht in der Model herzustellen war.


  • Zur Geschichte der Glasfabrik Theresienthal
  • Die traditionelle Römerform bis zur Biedermeierzeit
  • Besonderheiten bei der Herstellung von Römern
  • Zur Datierung der Entwürfe
  • Römer aus Theresienthal um 1840
  • Römer aus Theresienthal um 1890
  • Vom Historismus zum Jugendstil - Römer aus Theresienthal um 1907
  • Römer aus Theresienthal im 20. Jahrhundert
  • Identifikation und Zuschreibung
  • Fundorte
  • Hinweise für den Aufbau einer Sammlung
  • Literatur
  • Anekdoten aus dem Sammlerleben
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