Römer aus Theresienthal
© Stephan Buse 2007-2016

Historismusrömer, die die traditionelle Römerform aufnehmen







Römer 9/517 Seite 63 Preisliste von ca. 1890 Reproduktion der späteren Form des Berkemeyers mit quergeripptem Hohlfuß, zylindrischem Schaft mit Nuppenplatten und konischer leicht gebogener Kuppa. Angeboten wurde dieses Glas in den Größen ½ und ¼ l. Zum Vergleich daneben ein Glas aus der Josephinenhütte.





Römer 542 antikgrün, Höhe 19 cm, Durchmesser der Kuppa 8 cm, aus einem verschmolzenem Glasfaden gesponnener trompetenförmiger Fuß, um 1885, Kuppa und Schaft aus einer Glasblase geformt, dadurch Kuppa zum Schaft hin offen; Übergang des Schaftes zur Kuppa durch aufgelegten rippengeprägten Faden markiert; auf dem Schaft vier Reihen a sechs Beerennuppen. Kuppa mit breiter Bordüre mit eingerollten Blütenranken in sehr feiner Gold- und Emaillemalerei, vergoldeter Lippenrand;
Abbildung der kleineren Variante aus einem Musterblatt;
Römer 542 "crystall mit gelb", große Variante, auf der Kuppa graviertes Monogramm.
Dieser Römer ist in der Preisliste von ca. 1890 auf der Seite 63 unter der Nummer 5 bzw. 542 zu finden und ist in der bemalten Ausführung nach dem bemalten Römer 504 das zweitteuerste der angebotenen Gläser. Er wurde hergestellt in zwei Größen, ½ l und ¼ l , und in den folgenden Varianten: antikgrünes Glas mit glatter Kuppa oder Malerei und farbloses Glas („Crystall") mit gelben Auflagen und glatter Kuppa. Handwerklich ist dieses Glas durch den gesponnenen Fuß, die zahlreichen Nuppenauflagen sowie den rippengeprägten Glasfaden sicher der aufwendigste Römer in der Preisliste.
Literatur: Jentsch, Licht und Rausch, Seite 121f.; bemerkenswert: In der Sammlung Jentsch befindet sich offenbar ein Exemplar, dessen Fuß nicht aus einen gesponnenen Faden besteht.
Ein vergleichbares Glas ist der formal fast identische „Maximilian-Riesenrömer" der Glashütte in Köln-Ehrenfeld, abgebildet in Schäfke, S.101.
Auffallend sind hier die Unterschiede im Preis: Während der theresienthaler Römer in „glatter Ausführung" (d.h. ohne Malerei oder Gravur) für 1,50 Mark zu erwerben war, kostete der Ehrenfelder Römer in derselben Ausführung 4,--Mark! Für diesen Preis wiederum ließ sich die teuerste theresienthaler Ausführung dieses Römers, immerhin der zweitteuerste Römer aus der theresienthaler Preisliste von ca. 1890, mit reichem Emaildekor erwerben.





Römer 490 mit "Decor 919"









Römer Form 1069 aus der Preisliste von 1903, Entwurf ca. 1895, Höhe ca. 16,5 cm, Durchmesser der Kuppa ca. 8,7 cm, Reproduktion einer älteren Glasform, antikgrüner quergerippter trompetenförmig ausgestellter Hohlschaft, farblose konische Kuppa, diese mit vier Nuppenplatten belegt, Emailmalerei, Wappen der Stadt Essen.
Wappen der Stadt Essen: Das Essener Wappen zeigt, heraldisch ungewöhnlich, unter der Fürstenkrone zwei einzelne Schilde. Im linken Schild findet sich auf goldenem Grund der deutsche Doppeladler, jedoch ohne Zepter und Reichsapfel. Im rechten Schild auf blauem Grund ein goldenes Richtschwert. Die Krone ist wie der gesamte Aufbau recht unheraldisch, sie bezieht sich auf das Fürstentum Essen (eigentlich müsste Essen als Stadt eine Mauer verwenden). Der Doppeladler symbolisiert die Reichsunmittelbarkeit der Stadt, das Schwert steht für die Stadtheiligen Cosmas und Damian, die mit diesem Schwert hingerichtet worden sein sollen. Das Wappen in der gegenwärtigen Form wurde 1887 vom Berliner Maler Emil Doepler gestaltet, und vom Rat der Stadt gegen den Widerstand von Heraldikern durchgesetzt.
Römer 1069/2 aus der Preisliste Theresienthal 1903, ca. 13cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 6,6cm, antikgrüner trompetenförmig ausgestellter Hohlfuß, farblose konische Kuppa mit vier antikgrünen Nuppenplatten belegt, geaicht 0,1L




Römer 490/II, Seite 64 der Preisliste von ca. 1890, 13,5cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5cm, antikgrünes Glas; Kuppa zum Schaft hin offen, Radband markiert den Übergang zwischen Kuppa und Schaft, der mit sechs Rosettennuppen belegt ist; trompetenförmig ausgestellter, quergerippter, in die Form geblasener Hohlfuß; Kuppa graviert: zwischen doppelten Bändern Blumengirlande



"Römer", Weinglas aus Weinservice 35 im Nachtrag von 1893 Seite 8 (= Nr. 53, Seite 34), antikgrünes Glas, ca. 9cm hoch,Durchmesser der Kuppa ca. 7,3cm. Reproduktion des Berkemeyers mit wellenförmigem Glasband als Fuß, konisch zulaufendes Gefäß, in der unteren Hälfte mit je sechs Nuppenplatten in zwei Reihen besetzt, obere Hälfte mit Blütenfries in goldkonturierter Emailmalerei zwischen zweifarbigen (Rot und Gold) Bändern belegt, vergoldeter Lippenrand.
"Römer", Bierglas im Bierservice 87 im Nachtrag von 1893 Seite 4, antikgrünes Glas, ca. 12cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 8,5cm, konisch ausgestellte Kuppa mit zwei türkisen Wellenbändern und sechs Nuppenplatten belegt, trompetenförmig ausgestellter, am Rand umgeschlagener (wie bei Römer 544) Hohlschaft.
Form- und farbidentisches Glas befindet sich im theresienthaler Glasmuseum.

Die folgenden Gläser waren dem Autor bisher leider nur in den Abbildungen der Preisliste von ca. 1890 sowie auf einem bisher unveröffentlichten Musterblatt, dessen Darstellungen hier wiedergegeben werden, greifbar:


Römer 7/521 Seite 63 Preisliste von ca. 1890 Reproduktion des Berkemeyers mit wellenförmigem Glasband als Fuß, konisch zulaufendem Schaft, Trennung zur konischen Kuppa nur durch aufgelegtes Glasband markiert. Dieser Römer wurde in den Größen ½ und ¼ l und in den Varianten farbloses Glas („Crystall") mit gelben oder antikgrünen Auflagen oder graues Glas mit Auflagen in amethyst oder blau. Abgebildet auch in : Staatliche Museen, Abbildungsteil Nr. 147

Insgesamt finden sich in der Preisliste von ca. 1890 nur sieben Gläser, die die ursprünglichen Römerformen (mit unterschiedlichen Proportionen der Formelemente Fuß, Schaft und Kuppa) wieder aufnehmen.


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  • Die traditionelle Römerform bis zur Biedermeierzeit
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  • Römer aus Theresienthal um 1840
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