Wie gelangte das Münchner Kindl auf
Weinrömer der Glasfabrik Theresienthal?
Hat dieses Symbol überhaupt etwas mit dem Genuss von Wein zu tun, oder
hat es sich auf Weinrömer nur als Souvenierbildchen verirrt?
Wer Herkunft und Entwicklung dieser Wappenfigur gründlicher erforschen will, dem sei als Ausgangspunkt seiner
Bemühungen der Katalog "Das Münchner Kindl....eine Wappenfigur geht eigene Wege" hrsg. im Namen des Münchner Stadtmuseums
von Florian Dering, München 1999 empfohlen!
Ursprünglich ist das "Münchner Kindl" nichts anderes als das verniedlichte Abbild eines Mönches, genauer gesagt des Mönches,
der auch heute noch im Wappen der Stadt München geführt wird und in seiner linken Hand ein Buch,
(ein Evangeliar?) trägt. Noch bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts hinein war es ein
Tabu, dieses Hoheitszeichen der Stadt zu Dekorationszwecken im privaten oder kommerziellen
Bereich zu ge- bzw. missbrauchen. Dann aber erschien im Jahr 1831 auf einem Portrait
das Stadtwappen mit dem "Münchner Kindel", das statt eines Buches einen Farbtopf
in seiner linken Hand trägt. Etwa zehn Jahre später wird die Bezeichnung "Münchner Kindl" für
den Mönch im Stadtwappen Münchens gebräuchlich und das Münchner Kindl
wandelt sich zu einer Symbol- und bald daruf auch Reklamefigur, auf die zahlreiche durchaus auch gegensätzliche Anschauungen
und Erwartungen projeziert wurden. Ab etwa 1885 konnten der Bierkrug und Rettich
das Buch in der Hand des Münchner Kindls ergänzen bzw. auch ersetzen. In dieser Form
ist es auf zahllose Ansichtskarten, Bierkrüge etc. geraten.
Was aber hat das Münchner Kindl mit dem Weintrinken zu tun, weshalb findet es
sich neben zahllosen Bierkrügen auch auf Weinrömern? Eine Erklärung mag sein,
dass im Jahre 1874 der Münchner Ratskeller als
Weinlokal eröffnet wurde.
Mit dabei war selbstverständlich die Symbolfigur Münchens, das Münchner Kindl, das sich nun
auf Weinetiketten, Eintrittskarten und eben auch auf Weinrömern wiederfand. In der Hand
hielt es nun allerdings kaum Bierkrug oder Radi (auf einem Weinrömer,
der mit anderen Gläsern aus Theresienthal auf Seite 144 des genannten Katalogs
abgebildet ist, ist aber gerade dies wiedersinnigerweise der Fall), sondern wieder das Buch oder
eine Wappenscheibe oder sogar einen Weinrömer.