Römer aus Theresienthal
© Stephan Buse 2007 - 2016

Neue Variationen der Römerform zur Zeit des Jugendstils



Die Formen Dorica und Dorica II wurden in Theresienthal um 1907 entworfen und zeigen den für die Glasform des Römers seltenen Ansatz, den Jugendstil durch neoklassische Elemente zu überwinden. Wie lange diese Gläser im Hüttenprogramm angeboten wurden lässt sich heute nicht mehr feststellen. Die Seltenheit mit der diese Gläser auf Auktionen und in Antiquitätengeschäfte gelangen, spricht allerdings für eine eher kurze Produktionsphase mit geringen Verkaufszahlen.
Bemerkenswert ist, wie wenig dieser doch recht eigenständige Entwurf rezipiert wurde. Liegt es daran, dass es sich bei dem mindestens siebenteiligen Gläsersatz Dorica um einen anonymen Entwurf der Glashütte Theresienthal handelt, dass er in Arbeiten über das Gebrauchsglas des 20. Jahrhunderts kaum Erwähnung findet?
In der Zeit, in der die Formen Dorica und Dorica II entworfen wurden, begegnet ein neuer Klassizismus in zahlreichen Entwürfen des Kunsthandwerks und auch der Architektur. Die Rückbesinnung auf die einfachen, strengen und zugleich edlen Formen der Antike war für viele Entwerfer allerdings lediglich eine Durchgangsstation auf dem Weg zum sachlichen, auf die Funktion bezogenen Gestalten. Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Geist der Antike blieb aus, es war nur die äußere Form die zählte.
In den Jahren 2004/2005f. erscheinen Gläser beider Serien wieder im Katalog der Glashütte. Allerdings wird, vermutlich weil keine Originale zu Verfügung standen und die historischen Schnitte dieses Detail nicht deutlich wiedergeben, der Stiel der neuaufgelegten Gläser Dorica I im Gegensatz zu den historischen Vorbildern bedauerlicherweise massiv und nicht als Hohlschaft ausgeführt. Dies hat zur Folge, dass er kaum noch an eine dorische Säule erinnert und die Gläser deutlich schwerer wurden.



Sektflöte, ca. 19cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6cm, Form „Dorica", farbloses Glas, randvergoldeter Scheibenfuß, achtfach geschälter Hohlschaft von zwei Ringen begrenzt.
Gläsersätze um 1907 waren ursprünglich mit eine Sektschale ausgstattet (Vergl. auch den Gläsersatz Delta.) Erst in späteren Jahren wurden den Sektschalen Sektflöten beiseite gestellt, wie sie sich in einer Preisliste us den 1920iger Hahren nachweisen lassen.





Römer, ca. 14,3cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6,8cm, Form „Dorica", Weinkelch, pistachefarbene Kuppa auf farblosem Schaft und Fuß, randvergoldeter Scheibenfuß, achtfach geschälter Hohlschaft von zwei vergoldeten Ringen begrenzt, Kuppa mit Golddekor "Grecque"
Auch wenn die Farbe "Pistache" in der Preisliste von 1907 als Überfangfarbe beschrieben ist, so ist es dennoch falsch zu suggerieren, in Theresienthal sei diese Farbe nur als Überfangfarbe verarbeitet worden, wie Warthorst es im Trödler&Sammler 12/2005 auf Seite 35 tut. Zahlreiche Gläser, wie dieser Römer, beweisen das Gegenteil.
Römer, ca. 14,3cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6,8cm, Form „Dorica", Weinkelch, farbloses Glas, randvergoldeter Scheibenfuß, achtfach geschälter Hohlschaft von zwei vergoldeten Ringen begrenzt, Kuppa mit Golddekor "Grecque"
Römer, ca. 12,2cm hoch, Durchmesser der Kuppa 5,5cm, Form „Dorica", Madeirakelch, farbloses Glas, randvergoldeter Scheibenfuß, achtfach geschälter Hohlschaft von zwei vergoldeten Ringen begrenzt, Kuppa mit Golddekor "Grecque"
Römer, ca. 10,3cm hoch, Durchmesser der Kuppa 4,5cm, Form „Dorica", Likörkelch, farbloses Glas, randvergoldeter Scheibenfuß, achtfach geschälter Hohlschaft von zwei vergoldeten Ringen begrenzt, Kuppa mit Golddekor "Grecque"



Römer, ca. 17cm hoch, Durchmesser der Kuppa 8,5cm, Form „Dorica", Porterkelch, farbloses Glas, randvergoldeter Scheibenfuß, achtfach geschälter Hohlschaft von zwei vergoldeten Ringen begrenzt, Kuppa mit unbekanntem Schliffdekor
Römer, ca. 13,3 cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6,5 cm, Form „Dorica", Bordeauxkelch, farbloses Glas, randvergoldeter Scheibenfuß, achtfach geschälter Hohlschaft von zwei vergoldeten Ringen begrenzt, Kuppa mit vergoldetem Rand.
Literatur: Warthorst, Glasfabrik, Seite 136f.




Römer, ca. 18cm hoch, Durchmesser der Kuppa ca. 12 cm, Form „Dorica", farbloses Glas, randvergoldeter Scheibenfuß, achtfach geschälter Hohlschaft von zwei vergoldeten Ringen begrenzt, Kullerpfirsichglas?
Literatur: Warthorst, Glasfabrik, Seite 136f.


Römer, ca. 19cm hoch, Durchmesser der Kuppa 6cm, Form „Dorica", farbloses Glas, randvergoldeter Scheibenfuß, achtfach geschälter Hohlschaft von zwei Ringen begrenzt, auf der Kuppa Emaildekor in dreifacher Wiederholung: Sechsecke mit Gold gefüllt, im Zentrum roter Kreis mit weißem abstrakten Muster, die Sechsecke werden durch Goldbänder verbunden. Dieses Glas zählt zu den Römern, die vom Autor in den USA erworben wurden.


Solitärrömer Dorica II, 18ctl., Höhe ca. 12cm, Durchmesser der Kuppa ca. 7,2cm, farblose Kuppa auf säulenförmigem hellgrünem zehnfach geschältem Hohlschaft und gewölbtem Fuß, Fuß und Schaft nach unten geöffnet.
Solitärrömer Dorica II, 1/4l, Höhe ca.13,5cm, Durchmesser der Kuppa ca. 9cm, farbloses Glas, säulenförmiger, neunfach (!) geschälter Hohlschaft, Dekor "Grecque". Literatur: Jentsch, Licht und Rausch, Seite 155, Warthorst, Glasfabrik, Seite 99.


  • Zur Geschichte der Glasfabrik Theresienthal
  • Die traditionelle Römerform bis zur Biedermeierzeit
  • Besonderheiten bei der Herstellung von Römern
  • Zur Datierung der Entwürfe
  • Römer aus Theresienthal um 1890
  • Vom Historismus zum Jugendstil - Römer aus Theresienthal um 1907
  • Römer aus Theresienthal im 20. Jahrhundert
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